Deutsche Staffel holt Gold in Ruhpolding: überragende Miriam Gössner und Routine Andrea Henkel sorgen für fulminanten Schlusspunkt

Aus Von Ramona Schittenhelm

Ruhpolding Schlussläuferin in der Damen-Staffel ist nicht Magdalena Neuner, sondern Andrea Henkel. Die Wallgauerin hatte eine andere Aufgabe: im Team an Position zwei zu stabilisieren. Deutschlands Startläuferin Tina Bachmann war dabei eine von 26 Staffelläuferinnen bei strahlendem Frühlingswetter im oberbayerischen Ruhpolding.

Zeitgleich kamen noch alle 26 Staffeln an den Schießstand. Darunter die Favoriten aus Norwegen, Frankreich, Russland und Deutschland. Tina Bachmann begann schnell aber mit einem Nachlader. Gemeinsam mit Frankreich ging es weg vom Schiesstand auf Rang sieben liegend, 9 Sekunden hinter der Slowakin. Frankreich schoss flink, Deutschlands Tina Bachmann zog fehlerfrei nach und liegt gemeinsam mit Frankreich und der Slowakei in Front, bereits ein kleiner Vorsprung vor den Viertplatzierten Russen. Tina Bachmann nutzte die letzte Schleife und brachte die Deutsche Staffel in Front. Magdalena Neuner freute sich bereits sichtlich auf den Einsatz vor der wieder ausverkauften Chiemgauarena. Tina Bachmann war sichtlich froh über ihre Staffelleistungen und fieberte mit ihren drei Folgeläuferinnen mit.

Vor ihrem ersten Schießen konnte sich Magdalena einen kleinen Vorsprung herauslaufen und feuerte im Liegendschießen mit drei Nachladern. Dadurch ergab sich ein Rückstand, den Neuner auf der nächsten Laufrunde gegen die Slowakin wieder wettmachen konnte. Eine Strafrunde für Magdalena Neuner – die Französin und die Slowakin gingen sofort vom Schießstand. Dadurch war Deutschlands Damenstaffel ein wenig im Rückstand: 20,4 Sekunden. Bis zum Wechsel auf Miriam Gössner konnte die Wallgauerin den Rückstand auf Kuzmina und Boilley noch einmal minimieren. Neuner übergibt mit einem Rückstand von 10 Sekunden auf Gössner (Garmisch-Partenkirchen). Vor den Russen (Platz 4) hat Deutschland nun 43 Sekunden Vorsprung. In der Loipe zu langsam war sie, daher der Fehler am Schießstand, so die Analyse von Magdalena Neuner nach dem Rennen. Ihr Puls sei dadurch zu stark abgesackt. Stattdessen hätte sie vor dem Schießstand noch an der Slowakin Kuzmina noch vorbei gehen sollen.

Überragende Miriam Gössner bringt Deutsche Damen-Staffel in Ruhpolding auf Goldkurs

Die laufstarke Gössner machte bis zum Schießstand den Rückstand wett, kam unmittelbar mit Frankreich als Zweite an den Stand. Gössner mit zwei Nachladern (auch Frankreich mit einem Fehler) und 8,5 Sekunden Rückstand machte sich auf die Verfolgung von Frankreich und der Slowakei. Es zeigte sich in der Loipe bereits, dass die Deutsche schneller als ihre Konkurrentinnen ist. Der Vorsprung vor Platz 4 zu diesem Zeitpunkt eine halbe Minute. Auf der zweiten Runde strauchelte Gössner direkt bei der Zeitnahme, da sie zu nah an der Streckenbegrenzung war. Der Grund: Gössner wollte die harte Strecke im Innenbereich nutzen.

Sie kam kurz aus dem Rhythmus, konnte jedoch die Fahrt gleich wieder aufnehmen. Anne Bescont gegen Miriam Gössner hieß das Duell am Schießstand: dabei konnte Gössner gegen die Französin punkten, traf mit einem Nachlader und holte damit einen Vorsprung von 10 Sekunden auf Frankreich. Die Slowakei liegt auf Rang 3, die Ukraine mit 25 Sekunden Rückstand auf dem vierten Platz. Russland und Norwegen liegen bereits über eine Minute zurück. Die Trainer-Entscheidung für Gössner war richtig, die Garmisch-Partenkirchenerin überzeugte sowohl in der Loipe als auch am Schießstand. Super-Stimmung beim Einlauf der 21 Jahre alten Miriam Gössner zum Wechsel auf Andrea Henkel. Die 16.000 im Stadion der Chiemgau-Arena jubeln. Henkel geht mit einem Vorsprung von 17 Sekunden vor Frankreich auf ihren Streckenabschnitt. Auf Rang 3 zum jetzigen Zeitpunkt die Ukraine (33 Sekunden), Vierte die Slowakei vor Norwegen (jeweils 1 Minute), Schweden und Russland. Daria Dombratschewa ging mit einem Rückstand von 1:39 Minuten auf die Schlussrunde für Weißrussland. „Ich hab von Anfang an versucht, mein eigenes Rennen zu laufen. Und das ist mir gut gelungen“, beschreibt Miriam Gössner glücklich ihre Gefühle.

Mit schwenkender Fahne übers Ziel

Andrea Henkel ist mit ihren 35 Jahren der Routine im Team. 1999 war Henkels erste WM-Teilnahme (Oberhof). Ruhpolding ist die 13. WM-Teilnahme für die Thüringerin. Eine blitzsaubere Schießeinlage von Henkel, die Ruck-Zuck alle fünf Scheiben versenkte, während die Französin nachladen musste. Ein Nachlader, der Vorsprung ein wenig vergrößert. Deutschland führt mit 25 Sekunden vor Frankreich. Norwegen ist auf Rang 3 vorgerückt vor die Ukraine – bereits mit 1:13 Minuten Rückstand. Auf der zweiten Runde konnte Dombracheva bereits zu Berger auflaufen – die beiden haben aber bereits einen Rückstand von 1:11 auf die führenden Deutschen.
Beim Stehendschießen triumphierte Andrea Henkel mit fünf Treffern in einem schnellen Tempo. Frankreich musste erneut nachladen. Dadurch liegt Frankreich bereits 31 Sekunden hinter Deutschland. Die Medaille scheint gesichert. Tora Berger und Daria Dombrachewa konkurrieren um Bronze mit besten Aussichten für Weißrussland. Am Ende blieb dennoch Weißrussland ’nur‘ der vierte Rang. Die Fans feierten das deutsche Team mit Liedern wie „so sehn’n Sieger aus“.