Kexi, Landi, Flexi & Co. – Merkwürdige Namen. Was steckt dahinter

Aus Von Ramona Schittenhelm

Vielerorts sieht man größere Autos bzw. Kleinbusse durch die Straßen fahren. Hierbei handelt es sich um Flex- bzw. Rufbusse. Die Bürger haben die Möglichkeit, über entsprechende Plattformen hierüber ihre anstehenden Fahrten zu buchen. Die Landkreise und damit auch die Gemeinden nehmen hierfür einiges an Geldern in die Hand, um so den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu verbessern. Ist das alles nur eine Spielerei? Machen solche Kleinbusse, die man individuell buchen muss Sinn? – Ein klares ja.

In manchen Gebieten und Regionen ist es einfach nur unwirtschaftlich, feste Stammlinien regelmäßig zu bestimmten Zeiten fahren zu lassen. Sie wären schlichtweg nicht ausgelastet. Das würde Gelder verschlingen, die man zweckmäßig anderweitig nutzen kann (wobei auch die Rufbusse nicht billig sind, jedoch auf die Bedürfnisse der Bürger bzw. Nutzer eingehen). Wichtig ist nur, dass die Linien und Möglichkeiten auch tatsächlich genutzt werden. Denn nur so sieht man: auch in ländlichen Gebieten ist ÖPNV wichtig.

Seit einigen Monaten sind z.B. Ingolstadt, Eichstätt, Pfaffenhofen/Ilm, Neuburg/Donau, Kelheim, Dingolfing/Landau diese Flexiblen Busse unterwegs. Und ja: sie werden angenommen. Nur ist durchaus noch Luft nach oben.

Klar ist es bequemer, wenn man einfach zu dem Zeitpunkt, wo man meint Wohnung oder Haus verlässt, ins Auto einsteigt und

  • in die Arbeit fährt (wie vielen andere auch)
  • den Weg zum Bahnhof anvisiert
  • zum Einkaufen fährt

Klar kostet es einiges mehr an Planung seiner eigenen Termine, um mit öffentlichen Verkehrsmitteln von A nach B zu gelangen.

Klar kostet es vielleicht auch etwas an Überwindung, sich darauf einzulassen.

Ich muss aber ganz klar sagen: es bringt einem – wenn man es gezielt macht auch „Work-Life-Balance“. Unsere Lebenszeit ist wichtig. Und das sollten wir durchaus im Auge behalten. Wenn man es zwischendurch gelegentlich probiert bleiben viele skeptisch. Bahnstreiks und Zugausfälle oder Ausfälle im Busverkehr sind willkommene Argumente um zu sagen: ich bleibe bei der bequemen Auto-Variante.

Ja: Streiks und Zugverspätungen kosten durchaus Nerven. Hier gab es deutliche Versäumnisse des Bundesverkehrsministeriums in den letzten Jahrzehnten. Ja: hier gehört deutlich nachgeholt (in anderen Ländern klappt es mit regelmäßigen Zugverbindungen ohne Ausfälle und Verspätungen schließlich auch). Aber deshalb muss man den ÖPNV dennoch eine Chance geben, sich darauf einlassen, um dies auch für die Zukunft zu sichern. Denn: die Notwendigkeit besteht – jetzt aber auch in Zukunft.

Manche Dinge gehören sicherlich noch überdacht und weiter geplant. Beispielsweise wie man die einzelnen regionalen Rufbusse gekonnt miteinander vernetzt. Abstimmungsprozesse mit den Stammlinien (Bus) und Zugverbindungen müssen planbar sein. Es darf nicht 1000 Einzelplattformen für die Buchung geben. Vielmehr müssen diese miteinander vernetzt werden. Wichtig ist dennoch, dass die regionalen Busunternehmen im Boot bleiben und nicht ausgegrenzt werden. Denn sie mit ihrer Ortskenntnis (der Fahrer) gewährleisten am Ende, dass es gut klappt.

Sich darauf einlassen. Einfach mal ausprobieren, wann man das Auto tatsächlich braucht. Ja es kostet Überwindung. Speziell dann, wenn man am Bahnhof steht und nicht weiß, ob man Anschlüsse halten kann. Auch hier wären Vernetzungen sinnvoll, um z.B. einen gebuchten Flexbus informieren bzw. verschieben zu können.

Ich habe es selbst ausprobiert. Das was umständlich wirkt. Das was wie ein Zeitfresser wirkt ist zumindest in vielen Fällen durchaus eine Alternative, der sich speziell auch die Generation der 40-60 Jährigen öffnen sollten, um so auch die Älteren mitzunehmen und mitzuziehen. Flexbusse bringen uns wieder ins Gespräch miteinander – mit den Fahrern, mit anderen Menschen, wir lernen wieder, nicht nur auf uns zu schauen. Und genau das braucht unsere Gesellschaft. Daher mein dringender Appell an die lokale Politik: stellt euch z.B. über den Bayerischen Gemeinde- oder Städtetag auf die Hinterfüße, sprecht landkreisübergreifend miteinander, nutzt Eure Abgeordneten (die großteils auch auf kommunaler Ebene tätig sind) um so den Bund (Verkehrsministerium) in Zugzwang zu bringen, die Versäumnisse der letzten Jahrzehnte aufzuräumen (die parteiübergreifend passiert sind). Um von anderen Ländern zu lernen und so ein Land zu werden, das sich den Herausforderungen stellt.

An alle Kritiker: das Auto soll dadurch nicht vollständig ersetzt werden, es soll lediglich die Möglichkeit bestehen (die auch genutzt wird), auch mal zu sagen: es geht, ich lasse das Auto stehen und „genieße“ die Möglichkeit per ÖPNV von A nach B zu gelangen.

kommentiert von Ramona Schittenhelm