• Do. Sep 21st, 2023

Früher waren es 77 Kräuter, die in den richtigen Kräuterweihbuschen gehörten. Wichtig ist aber in jedem Fall, dass es eine magische Zahl an Kräutern ist, so will es die Tradition. Die Kräuter werden nach der Weihe zum Trocknen auf den Dachboden – kopfüber. Jedes der verwendeten Kräuter hat eine Funktion bzw. einen Abwehrzauber, wenn man ihn am 15. August – an Mariä Himmelfahrt – geweiht aus der Kirche mitbringt.
Wirft man beispielsweise bei Gewitter eine Handvoll der Kräuter ins Herdfeuer, so bleibt man vor Blitzschlag geschützt. Ebenso bekam früher beispielsweise krankes Vieh etwas von den geweihten Kräutern ins Futter. Und man nutzte sie, wenn es um das Ausräuchern des Hauses von Hexen, Druiden, Geistern oder Krankheiten ging.
Zurück zu führen ist der Brauch einer Legende nach auf den Tod Marias. Am dritten Tag waren die Apostel an Marias Grab gekommen, dieses war leer, nur noch ein paar blühende und duftende Blumen und Kräuter befanden sich in der Grabstätte. Geweihte Kräuter verwendet man daher mancherorts auch i.V.m. Verstorbenen. Ein aus Frauenkräutern gebundenes Kreuz wird mit in den Sarg gelegt. Er sollte die Verstorbenen vor bösen Mächten und dem Fegefeuer beschützen. Der alte komplett getrocknete Strauß wird nach einem Jahr nicht einfach weg geworfen, sondern verbrannt – mancherorts im Osterfeuer.

77 Kräuter – was genau gehört in den Buschen

Der Kräuterbüschel, der geweiht wird, hat ganzjährig Bedeutung. Während der Saatzeit wurden beispielsweise Körner aus Roggen-, Weizen-, Gerste- und Haferähren genommen und unter das Saatgut gemischt, damit es gut gedeihe. An Weihnachten erhielt das Vieh Kräuter aus dem Büschel in sein Futter gemischt, an Dreikönig mit zerriebenen Kräutern das Haus ausgeräuchert.

Wichtigster Bestandteil sind die sieben sog. Heilkräuter, die in keime Kräuterbüschel fehlen dürfen: Kamille, Johanniskraut, Wermut, Beifuß, Schafgabe, Dost-Oregano (wilder Majoran) und Rainfarn. In manchen Gebieten steht in der Mitte des Buschens ein Apfel, der nach der Weihe gemeinsam gegessen wird. Dazu kommen bis zu 70 andere Kräuter – manche Buschen sind aber auch kleiner, allerdings ist immer eine magische Zahl zu wählen.
Die anderen siebzig Kräuter sind Roggen, Gerste, Weizen, Hafer, Königskerze, Lein/Flachs, Melisse, Odermennig, Eberraute, Golddistel, Mistel, Leimkraut, Schwarzkümmel, Tauben-Skabiose, Jakobs-Greiskraut, Thymian, Weihwedel, Baldrian/Kalmus, Mariendistel, Eisenkraut, Osterluzei, Käsepappel, kleiner Orant, Ackerschaltelhalm-Zinnkraut, Echter Alant, Spitzwegerich, Hopfen, echter Salbei, Zwiebel, Schöllkraut, Frauenmantel, Hirtentäschel, Bluttropfen-Knöterich, Pimpinelle, Liebstöckel, Brennnessel, Ziest-Bscheikraut, Goldrute, Bohnen, Labkraut, Huflattich, Fingerhut, St. Benediktus-Blatt, Ysop, Augentrost, Haselnusszweig mit 3 Nüssen, wilde Möhre, Luzerne, Wundklee, Rosengallapfel, Tausendguldenkraut, weißer Andorn, Beinwell, Himbeere, wilde Erdbeere, Weißkohlblatt, Farnkraut, Minze, Lavendel, Blutwurz, Brombeere, Malve, Ringelblume, Heidnischwundkraut, Stechpalme, Rosmarin, Goldnessel, Wegwarte, schwarzer Widigum.

Ramona Schittenhelm

Ausbildung als Journalistin im Berchtesgadener Land. Lokal- und Online-Journalismus sind meine Leidenschaft. Meine journalistischen Wurzeln liegen im Sport- und Technik-Journalismus.

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