Rindfleisch im Supermarkt bleibt liegen

Berchtesgaden Die meisten Tiere, die in den hiesigen Metzgerbetrieben geschlachtet werden, stammen aus dem (inneren) Landkreis. Es könne deshalb bis zur Geburt nachvollzogen werden, woher das Fleisch stamme. Zudem wisse man bei den meisten Landwirten auch, was gefüttert wird und wie die Tiere gehalten werden, ist die einhellige Meinung der befragten hiesigen Metzgereibetriebe. Ausschließen könne man BSE allerdings nicht. Nur auf das minimalste Risiko beschränken.
Dies sei für viele Kunden Anlass, nach wie vor Rindfleischprodukte zu kaufen, beschreiben die Metzger. In den Supermärkten am Ort ist die Situation durchaus anders, als in den Metzgerbetrieben. Die Kundschaft ist miss-trauisch und weicht auf andere Fleischarten aus, heißt es bei Tengelmann im Marktgebeit in Berchtesgaden. Rückgänge beim Verkauf von Frisch(rind)fleisch seien schon zu verzeichnen. Bei Tengelmann in der Bergwerkstraße geht – was Rindfleisch betrifft – kaum mehr etwas. Die Fleischbestände, die übrig bleiben, müssten entsorgtwerden. Die Kundschaft weicht hauptsächlich auf Pute, Huhn und auch Schwein aus. Rückgänge beim Verkauf von Rindfleischprodukten sind bei Edeka am Mühlbach nur minimal zu verzeichnen. Zurückzuführen ist dies, so Peter Wenig, auf die gründliche Õberprüfung der Tiere durch strenge Tests der Fleischprüfer. BSE-Freiheit garantieren – da sind sich Supermärkte und Metzgereien einig – könne man allerdings nicht.
Franz Pravda von der gleichnamigen Metzgerei in Marktschellenberg, hat bislang noch keine großen Rückgänge verzeichnen müssen. Vereinzelt fragen die Kunden nach, woher das Rindfleisch komme. Das ist alles. Bezogen wird das Fleisch dort aus Bayern (Südfleisch) und man könne genau nachvollziehen, woher die Produkte stammen.

Tiermehl im inneren Landkreis kein Thema

„Wir wissen, woher die Tiere stammen, wie sie gefüttert und gehalten werden“, beschreibt Albrecht Bösl. „Wir kommen bei den Landwirten, wo wir die Tiere kaufen, auch in den Stall und sehen, was in den Futtersäcken ist.“ Tiermehl oder ähnliches Kraftfutter ist es nicht. Die Tiere – meist stammen sie von Landwirten aus dem inneren Landkreis – verbringen die Sommermonate auf der Alm und werden während der Wintermonate mit (getrocknetem) Gras gefüttert. Verunsicherung, so der Metzger, sei allerdings bei der Kundschaft schon vorhanden: „Wir versuchen, die ein wenig zu lindern, indem wir aufführen, von welchen Landwirten wir das Fleisch haben. Unsere Kunden können sich auch mit den Bauern direkt in Verbindung setzen und nachfragen, was dort genau gefüttert wird.“
Was die geschlachteten Tiere selbst betrifft, wird über jedes Tier ein Rinderpass geführt. Anhand dessen kann genau nachvollzogen werden, wo das Tier geboren wurde und gelebt hat und an wen es weiterverkauft wurde. Der Rinderkopf, das Rückenmark und die Innereien werden ohnehin von den Tieren entfernt und der Schädel, im Gegensatz zu früher, nicht mehr zerteilt. Diese Bestandteile der Tiere werden über eine extra Tonne entsorgt, erzählt der Metzger.

Die mit einer bestimmten Farbe blau eingefärbten Stücke müssen gesondert entsorgt werden. Damit diese gesammelten Tierteile nicht rüchig oder Nährboden für Insekten oder Bakterien werden, müssen Schädel, Rückenmark oder die anderen Teile weggeschlossen – eingefroren – werden. Abgeholt werden die orangen Tonnen dann von einem Extrafahrzeug. Entsorgt wird der Inhalt als Sondermüll, bestätigt Dr. Ulrich Reuter vom Veterinäramt des Berchtesgadener Landes in Bad Reichenhall. Bisher, so der Veterinärmediziner, werden im Landkreis nur lebende Tiere untersucht. Hinweise auf BSE hätte man allerdings noch keine erhalten.

Großstädte stärker betroffen?

Raimund Hölzl aus Schönau am Königssee hat bei seiner Kundschaft eine verstärkte Nachfrage nach der Herkunft der Tiere festgestellt. Von den Landwirten, die man großteils persönlich kennt, würde man auch wissen, was die Tiere zu fressen bekämen: Gras und Silo. Hölzl geht aber davon aus, das BSE hier in Berchtesgaden kein Thema werden wird: „Anders als in Großstädten oder in Norddeutschland gibt es bei uns hier keine Massentierhaltung. Unsere Landwirte sind alle Kleinbauern, da werde nicht mit Tiermehl oder Kraftfutter gefüttert.“
Konkret, welche Konsequenzen der positive BSE-Fall in Schleswig-Holstein längerfristig auch für die Berchtesgadener Bauern und Metzger hat, lasse sich allerdings bis jetzt noch nicht sagen, beschreibt Severin Kastner aus Winkl. Der totale Einbruch beim Verkauf von. Rindfleisch wird allerdings hier nicht gefürchet

Ramona Schittenhelm

Ausbildung als Journalistin im Berchtesgadener Land. Lokal- und Online-Journalismus sind meine Leidenschaft. Meine journalistischen Wurzeln liegen im Sport- und Technik-Journalismus.

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