Sabine Gutzeit: Umsichtiger Umgang mit der Stimme / Kontroll- und Einflussnahme lernen

Aus Von Ramona Schittenhelm

Mit heisser Luft auf Kommunikationskurs

Guten Morgen. Wie spät ist es? Wie komme ich zum Bahnhof? Luft lässt uns im Alltag Dinge erfahren und uns verständigen. Die Stimme besteht eigentlich nur aus Luft, ist ein Zusammenspiel von Atmung, Haltung und Stimmgebung im Kehlkopf. Mit der Stimme – einem Verständigungsinstrument – können Gefühle und Stimmungen ausgedrückt und die Persönlichkeit dargestellt werden. Damit aus der Luft Worte und Sätze werden, kommt noch der Bereich der Artikulation dazu. Im Mundraum werden Buchstaben und Laute geformt, erklärt die Logopädin Sabine Gutzeit den zwölf Seminarteilnehmern.

>Bleibt die Frage, ob sie überhaupt so wichtig ist, die Stimme, die man wie selbstverständlich von Geburt an hat. Untersuchungen dazu haben jedenfalls ergeben, dass sie, neben der Optik, der Gestik das entscheidende Element bei Vorträgen, Gesprächen und Präsentationen ist. Das was inhaltlich gesprochen wird, ist eher unerheblich, erklärt Sabine Gutzeit, Logopädin und Sprecherzieherin aus Ingolstadt den acht Frauen und vier Männern, die am Seminar „Werkzeug Stimme“ teilnehmen. Und die wollen ihre eigene Stimme kennen, verstehen und regulieren lernen. Eines ist der Logopädin schleierhaft, wenn es um das Verhalten gegenüber der eigenen Stimme geht: Ein verstauchtes Bein schont man, mit der eigenen Stimme geht man schonungslos um. Dabei könne man schon viel für das Sprechorgan tun, indem man beispielsweise statt sich zu räuspern, leicht abhüstelt.

Durch das Räuspern nämlich nutze man die Stimmlippen stark ab. Es wird verstärkt Schleim produziert, er wiederum ein Kratzen im Hals und damit einen Räusperzwang auslöst. Schließlich ist man ohne seine Stimme im täglichen Leben sehr stark eingeschränkt.

Um sein Sprechinstrument, die Stimme, entsprechend einzusetzen, muss man selber erst einmal kennen lernen, beschreibt die 31 Jahre alte Sabine Gutzeit. Und genau das versuchen die Seminarteilnehmer. Allerdings kann man auf den Kehlkopf, der bei der Stimmgebung eine entscheidende Rolle hat, nicht direkt einwirken. Man muss die Atmung, den Motor der Stimme, und das Getriebe (Kehlkopf) unter die Lupe nehmen, austesten. Aber, da ist sich die Sprecherzieherin sicher, in jeder Stimme stecke Potential, mit dem man arbeiten könne. Auch selbst. „Am Besten ist es, wenn man in seiner persönlichen Sprechstimmlage redet“, erklärt Sabine Gutzeit. Diesen Ton findet man, indem man beispielsweise durch lockeres bejahen in einem Gespräch.

„Mhm“, nicken und bejahen die Teilnehmer und hören so schon den für den Kehlkopf und die eigene Stimme bestmöglichen Ton. Da man den Kehlkopf jedoch nicht direkt beeinflussen kann, müsse man üben und das Ohr – als Kontrollorgan mit eingeschlossen – trainieren und auf die neue Stimmhöhe einstellen.Das kann mit ganz einfachen Mitteln passieren. Um seinen Kehlkopf kennen zu lernen, geht man, ähnlich wie Sänger vor ihrem Auftritt, die komplette Tonbandbreite durch. Von tief nach hoch und umgekehrt. Dabei sollte man möglichst alle Töne erfasse, es sollte wie an einem Strang gezogen werden. Durch dieses Auffächern der eigenen Stimme lerne man sie kennen, schule sein Gehör und lerne, mit der Stimme zu arbeiten.

Anwendbar ist der richtige Umgang mit Stimme beispielsweise auch am Telefon. Deutliche Artikulation, angenehme Lautstärke und Sprechgeschwindigkeit sowie ein freundlicher Gesichtsausdruck sorgen gleich für eine andere Gesprächsbasis. Und an der wird in den nächsten Wochen und Monaten mit Summübungen kräftig gefeilt.

Stimmhygienische Maßnahmen

Tipps von Logopädin und Sprecherzieherin Sabine Gutzeit

  • Nicht flüstern
  • Nicht räuspern
  • Viel trinken