Alzheimer Gesellschaft Pfaffenhofen: Demenz darf nicht länger ein Tabu-Thema bleiben

Aus Von Ramona Schittenhelm

Landkreis Pfaffenhofen / Ilm Alzheimer ist die verbreitetste Form einer Demenzerkrankung. Etwa 2/3 aller Demenzpatienten hätten Alzheimer, erklärte Helga Inderwies, Vorsitzende der Alzheimer Gesellschaft im Landkreis Pfaffenhofen/Ilm. Allein im Landkreis Pfaffenhofen seien aktuell bereits deutlich über 1000 Menschen mit Demenz betroffen. In den nächsten gut zehn Jahren geht man von mindestens einer Verdoppelung der Patientenzahlen aus. Und da sei die Zahl der Patienten, die die Erkrankung nicht wahr haben wollten natürlich nicht eingerechnet.

1,4 Millionen Demenzkranke in Deutschland

In Deutschland seien bei einer Einwohnerzahl von rund 80 Millionen Menschen etwa 1,4 Millionen Menschen an Demenz erkrankt. Dennoch sei das Thema nach wie vor ein Tabu-Thema. Viele Betroffene als auch Angehörige würden das Thema in der Öffentlichkeit verschleiern. Und das, obwohl ein offensiver aktiver Umgang mit dem Thema für beide Seiten eine deutliche Vereinfachung wäre.

Inderwies erläuterte die Zusammenhänge zwischen Alzheimer und Demenz und ging in ihrem Vortrag darauf ein, was Angehörige tun können, wenn sie einen Demenz-Patienten in der Familie haben. Vor allem Verständnis entwickeln für den Kranken sei etwas sehr Wichtiges. Denn, so Inderwies, der Demenzkranke würde nicht mit Absicht den Angehörigen gängeln sondern könne sich selbst nicht mehr besser helfen.

Bei der Demenz sterben Gehirnzellen ab

Im Detail bedeutet das Folgendes: Bei der Demenz sterben nach und nach Gehirnzellen ab. Die Diagnose einer Demenz bzw. eine Spezifizierung der Demenzart sei jedoch nach wie vor schwierig – auch für Neurologen. Möglich sei dies mit verschiedenen Tests des Erinnerungsvermögens, medizinischen Tests und Untersuchungen. Indizien seien jedoch aussetzendes Erinnerungsvermögen und Probleme bei der Koordination selbst – beides über einen längeren Zeitraum, erklärt Inderwies.

Man muss zwischen der primären und der sekundären Demenz unterscheiden. Bei der sekundären Demenz ist das Gehirn nicht krank, der Betroffene habe jedoch körperliche Störungen und Mangelerscheinungen wie z.B. Austrocknungen. Diese könnten jedoch mit geeigneten Therapien behoben werden. Bei der primären Demenz sei dies nicht ganz so einfach. Denn eine klassische Therapie, bei der sich der Gesundheitszustand wieder verbessern würde, gibt es bislang nicht. Es gäbe lediglich bei bestimmten Demenz-Arten die Möglichkeit, mit frühzeitiger entsprechender Therapie den Verlauf zu beeinflussen. Man könnte so z.B. die Verschlechterungsschübe um 4-6 Jahre aufhalten. Länger würden die Medikamente jedoch keine Wirkung zeigen. Der Betroffene würde dann statt stetig schlechterer Bedingungen im Stadium der ‚leichten Demenz‘ verbleiben. Sobald die Wirkkraft der teuren Medikamente jedoch nachlasse, sei der endgültige Verlauf nicht mehr aufzuhalten. Die körperlichen Beeinträchtigungen, die eine klassische Folge der Demenz sind, führen im Laufe der Jahre dazu, dass man z.B. an Organischen Problemen sterben kann.

Die primäre Demenz lässt sich unterteilen in neuro-degenerative Demenz und vaskuläre Demenz. Bei der neurodegenrativen Demenz bilden sich die Nervenzellen zurück, Eiweißzellen zerklumpen zwischen den Nervenzellen und die Synapsen, die die einzelnen Nervenzellen miteinander überbrücken und damit unbrauchbar machen. Bei der vaskulinen Demenz ist die Blutversorgung im Hirn nicht mehr sichergestellt. Ausgelöst werden könne eine solche Demenz z.B. durch eine nicht behandelte Zuckererkrankung, Bluthochdruck oder Nierenerkrankung. Alzheimer ist mit 2/3 aller Demenzkranken dabei die häufigste Form der Demenzerkrankten.

Wissenschaft ist am intensiven Forschen zum Thema Demenz

Die durchschnittliche Demenzdauer liegt aktuell bei zwischen 6-9 Jahren an Krankheitsdauer. Häufig sterben Demenzkranke z.B. an Schluckreflexen bzw. anderen körperlichen Beeinträchtigungen. Verbindlich festgestellt werde könnten bestimmte Dinge der Demenz jedoch erst bei einem toten Gehirn, erklärt Inderwies im einführenden Vortrag zum Thema Demenz.

Als Angehöriger eines Demenzkranken müsste man sich ganz gewaltig umstellen, erklärt Helga Inderwies. Denn durch die Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit und zunehmende Erinnerungsproblematik seien Schwierigkeiten im Alltag vorprogrammiert. In der Folge seien ein sich veränderndes Urteilsvermögen, Persönlichkeitsveränderungen und aggressives Verhalten normal.

Die wohl wichtigste Therapie: mit den Angehörigen das tun, was Freude bereitet. Ungeduld und Unverständnis sei hier völlig fehl an Platz. Denn die Demenzkranken leben in ihrer eigenen Welt. Und in genau die müsse man einsteigen, wenn man versuchen möchte, mit den Erkrankten zu kommunizieren. Vorwürfe dagegen würden den Patienten noch stärker belasten, als dies die Krankheit ohnehin tut, so Inderwies. Der Demenzpatient merke nämlich sehr wohl ob der Veränderungen, die in seinem Körper vor sich gehen, zitiert sie Untersuchungen von Frau Prof. Dr. Sabine Engel. Als Angehöriger eines Demenzkranken müsste man sich ganz gewaltig umstellen, erklärt Helga Inderwies. Denn durch die Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit und zunehmende Erinnerungsproblematik seien Schwierigkeiten im Alltag vorprogrammiert. In der Folge seien ein sich veränderndes Urteilsvermögen, Persönlichkeitsveränderungen und aggressives Verhalten normal.

Kurz, langsam und so einfach wie möglich sprechen

Die wohl wichtigste Therapie: mit den Angehörigen das tun, was Freude bereitet. Ungeduld und Unverständnis sei hier völlig fehl an Platz. Denn die Demenzkranken leben in ihrer eigenen Welt. Und in genau die müsse man einsteigen, wenn man versuchen möchte, mit den Erkrankten zu kommunizieren. Vorwürfe dagegen würden den Patienten noch stärker belasten, als dies die Krankheit ohnehin tut, so Inderwies. Der Demenzpatient merke nämlich sehr wohl ob der Veränderungen, die in seinem Körper vor sich gehen, zitiert sie Untersuchungen von Frau Professor Dr. Sabine Engel. Die wichtigsten Tipps im Umgang mit Demenzkranken im Alltag: langsam und deutlich sprechen. Kurz und knapp und so persönlich wie möglich sprechen. Denn die Gefühlsmomente sind die, die am längsten im Leben des Demenzpatienten erhalten bleiben.

Weiterführende Informationen zur Alzheimer Gesellschaft

Die Alzheimer Gesellschaft Pfaffenhofen bietet regelmäßige Informationsveranstaltung für Interessierte und Angeörige zum Thema Demenz. Termine dazu unter www.alzheimer-pfaffenhofen.de