Das Gesicht der Frauen-Fußball-WM Steffi Jones genießt es, bei den Special Olympics nur Fan zu sein
München Seit Montag finden die Special Olympics in München statt. Ein nationales Großereignis im Sport, bei dem man auch den ein oder anderen Sportler bzw. Sportgröße trifft. Darunter auch die Organisatorin der Frauen-Fußball-WM 2011 in Deutschland, Steffi Jones, die inzwischen Direktorin beim DFB ist und für den Frauenfußball zuständig.Wir haben mir Steffi Jones über ihre Eindrücke zu den Special Olympics – den Spielen der geistig behinderten Menschen – gesprochen.
Frau Jones, ist das Ihr erster Besuch bei einer Special Olympics
Veranstaltung?
Steffi Jones: Nein, das ist nicht mein erster Besuch, aber es ist zum ersten
Mal so, dass ich ein bisschen mehr Zeit habe, um die Sportlerinnen und
Sportler kennenzulernen.
Welche Erfahrungen konnten Sie denn bislang im Umgang mit Menschen mit einer geistigen Behinderung sammeln?
Steffi Jones: Der erste Kontakt liegt schon ein bisschen zurück. Das war noch
zu meiner aktiven Zeit, so vor acht, neun Jahren würde ich sagen. Wir hatten in
Frankfurt schon immer verschiedene Partnerschaften mit Werkstätten, wie
beispielsweise den Praunheimer Werkstätten, mit denen wir im Rahmen der
Europäischen Fußballwoche von Special Olympics schon Trainingseinheiten
durchgeführt haben. Daher kenne ich das schon. Jetzt hier will ich einfach nur
Fan sein, zuschauen und die Sportlerinnen und Sportler anfeuern.
Können sie ihre ersten Eindrücke ihres heutigen Besuchs schon
beschreiben?
Steffi Jones: Heute ist es einfach schön. Auch das Olympiagelände ist mit
einer tollen Historie behaftet und es ist eine Ehre, dass man hier auch die
Spiele von Special Olympics austragen kann. Wie gesagt, ich freue mich, dass
ich hier dabei sein darf.
Warum ist ein Engagement für die Sportlerinnen und Sportler von Special Olympics so wertvoll?
Steffi Jones: Ich bin immer eine Befürworterin für jegliche Unterstützung. Das sind hier auch alles Sportlerinnen und Sportler, die mit so viel Herzblut ihren Sport betreiben. Leider werden diese tollen Leistungen zu wenig gewürdigt.
Sie haben in Ihrer aktiven Karriere sehr viele Titel gewinnen können. Verraten sie doch den Athletinnen und Athleten ihr Geheimrezept, wie man Ende mit einer Medaille um den Hals nach Hause geht.
Steffi Jones: Ich sehe schon, dass die Sportlerinnen und Sportler alle hoch
motiviert sind. Das ist eine Grundvoraussetzung für sportlichen Erfolg. Die
Nationalen Spiele von Special Olympics sind natürlich das Größte und da
wollen alle ihre Medaille mitnehmen. Ansonsten wünsche ich allen, dass sie
ganz viel Spaß haben und ihre Emotionen leben. Das ist auf jeden Fall ein
ganz wichtiges Mittel zum Erfolg.
Sie waren sowohl als Stürmerin, als auch als Abwehrspielerin sehr
erfolgreich. Worauf kommt es bei so einem Turnier besonders an, um am Ende auf dem Siegertreppchen zu landen: Möglichst viele Tore schießen oder aufpassen, das hinten kein Ball reingeht?
Steffi Jones: Na ja, das ist ja logisch, wenn ich vorne mehr schieße, als ich
hinten reinkriege, dann gewinnt man. Letztendlich sollte man aber nie den
Erfolg in den Vordergrund stellen. Es kommt vielmehr auf den
Teamzusammenhalt an und darauf, dass jeder so gut es geht seine Stärken
mit einbringt. Wenn das klappt, kommt man am Ende schon sehr weit. Wenn
das Team funktioniert und man alles gegeben hat, tut am Ende auch eine
Niederlage gar nicht so weh.
Als ehemalige Olympionikin können Sie sich wahrscheinlich ein wenig in die Athletinnen und Athleten hineinversetzen. Was geht in dieser Woche in den Köpfen der Sportler vor?
Steffi Jones: Solche Veranstaltungen sind etwas ganz besonderes. Ich habe
immer Gänsehaut bekommen, wenn die Spiele losgingen. Für die Sportler und
Sportlerinnen sind vor allem die Begegnungen untereinander toll, da sie neue
Freundschaften knüpfen können. Ich konnte mich selbst mit den Gegnerinnen
super unterhalten, wenn das Ergebnis entsprechend gelaufen ist (lacht). Aber
generell ist es für die Sportlerinnen und Sportler einfach eine
außergewöhnliche Erfahrung, die sie für immer in ihrer Erinnerung behalten
werden.
Als Präsidentin des Organisationskomitees der Frauenfußball WM 2011 waren sie verantwortlich für eines der größten Sportereignisse des vergangenen Jahres. Können sie Parallelen zu den Special Olympics München 2012 erkennen?
Steffi Jones: Ja und nein. Man muss ganz klar sagen, bei den Special
Olympics handelt es sich um eine ganz andere Art von Veranstaltung. Hier
finden verschiedene Sportarten an verschiedenen Stellen statt. Alles ist viel
offener und man kann sich frei über die vielen Veranstaltungsstätten bewegen.
Im Gegensatz zum Fußball ballt sich die Stimmung nicht an einem Ort,
sondern verteilt sich über eine große Fläche, so dass überall Leben ist. Eine
Parallele sehe ich bei den vielen, vielen Volunteers, die hier im Einsatz sind
und ohne die Veranstaltungen in diesem Größenmaß gar nicht machbar wären.
Dem Fußball wird immer ein sehr starker integrativer Charakter
bescheinigt. Special Olympics ist sehr um die Inklusion von Menschen mit Behinderung bemüht. Gibt es von Seiten des DFB Pläne oder Ideen, wie eine Inklusion auch im organisierten deutschen Fußball stattfinden kann?
Steffi Jones: Überlegungen gibt es im DFB immer. Doch ist man bei der
Umsetzung sehr stark auf die Vereine angewiesen. Ein vorbildliches Beispiel
ist die Spielvereinigung Hoffenheim, die viele tolle Projekte unterstützt. In
dieser Richtung muss aber definitiv noch mehr passieren, aber ohne das Engagement der Vereine geht es leider nicht. Der DFB steht aber immer für
solche Projekte als Kooperationspartner zur Verfügung.
Haben sie schon mal etwas von den Unified-Angeboten bei Special
Olympics gehört?
Steffi Jones: Ja, Ja. Ich hab da aber erst heute von gehört, sonst hätte ich
meine Fußballklamotten gleich mitgebracht und hätte mitgespielt.
Dann können wir uns ja auf ein Comeback von Steffi Jones als Unified-Partnerin bei Special Olympics freuen.
Steffi Jones: Generell kann ich mir das sehr gut vorstellen und es wäre mir
eine Ehre. Mal sehen, ob sich das irgendwann wirklich realisieren lässt.
Was sind ihre Pläne für den restlichen Tag bei den Nationalen Spielen?
Steffi Jones: Leider habe ich heute noch andere Termine, aber so lange ich
noch hier bin, möchte ich so viel sehen, wie es nur geht und diese ganze
Atmosphäre einfach genießen.
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