Kerstin Schnapp: verantwortungsvolles Haushalten mit den natürlichen Ressourcen wichtig

Aus Von Ramona Schittenhelm

Kerstin Schnapp - die Frau in der Pfaffenhofener Kandidaten-Männerriege will ökologische Akzente setzen. Foto: Schnapp

Kerstin Schnapp – die Frau in der Pfaffenhofener Kandidaten-Männerriege will ökologische Akzente setzen. Foto: Schnapp

Pfaffenhofen Der Wahlkampf (Landtag) im Landkreis ist eingeläutet. Die CSU hat mit Karl Straub faktisch Ihren Kandidaten benannt. Wie schaut es bei den Grünen im Landkreis aus. Gibt es hier schon konkrete Planungen – wer wird ins Rennen um einen Platz im Maximilianeum gehen?


Kerstin Schnapp:
Unsere Planung haben wir ja bei der Jahreshauptversammlung vor kurzem schon öffentlich gemacht:
Wir werden unseren Direktkandidaten für die Landtagswahl im Herbst bekannt geben.

Wenn ich die Aufstellungsversammlung der Kreisgrünen davon überzeugen kann mich zu nominieren – bis dato habe ich hier parteiintern sehr viel positives Feedback erfahren – werde ich selbst nächstes Jahr um ein Direktmandat für den Bayerischen Landtag kandidieren.

Aktuell werden die Landkreis-Grünen ja von Freising aus (Christian Magerl) und auf Bundesebene von Agnes Krumwiede mitbetreut. Wie konkret wollen sie dieses „Manko“ beheben?

Kerstin Schnapp: Eine fähige Kulturpolitikerin und einen erfahrenen Landespolitiker in Griffweite zu haben, ist alles andere als ein Manko und ich möchte keinen von beiden missen oder „beheben“.

Ich vermute aber, dass Ihre Frage darauf abzielt, wie die Grünen einen Abgeordneten aus Pfaffenhofen in den Landtag bekommen. Und hier gibt es wohl nur ein Mittel: Die Wählerinnen und Wähler von Grüner Politik überzeugen und gewinnen!

Die verschiedenen Kandidaten der Konkurrenz sind vorwiegend aus der Südhälfte des Landkreises – Straub (Wolnzach), Jung, Käser, Gröller & Co. Heißt das, dass man sich im Norden dafür auf umso zahlreichere Wahlveranstaltungen einstellen muss?

Kerstin Schnapp: 2013 wird mit Sicherheit ein heißes Wahljahr in ganz Bayern. Entsprechend werden auch im gesamten Landkreis Pfaffenhofen die Wahlveranstaltungen und Infostände zahlreich, wie auch dicht, verteilt sein.

Nord-Landkreis und die Grünen: da fällt mir eig. vor allem der in den letzten Jahren gegründete Ortsverband in Baar-Ebenhausen ein. Dort wo der Landratskandidat Norbert Ettenhuber her kommt. Seit seinem Rückzug von der Kandidatur hört man jedoch aus dem Landkreisnorden kaum mehr etwas von „den Kreis-Grünen“. Oder wird dort nur so leise gesprochen?

Kerstin Schnapp: Offensichtlich zu leise, sonst würden Sie mir diese Frage nicht stellen. Wir müssen hier wohl den Lautsstärkepegel erhöhen.

Grüne Themen sind bekanntlich insbesondere auch Energie- und Umweltthemen: die Energiewende steht unmittelbar bevor bzw. ist aktuell im Umbau. Speziell in Pfaffenhofen gibt es hier individuelle Konzepte. Einige Kommunen haben ihre Hausaufgaben zumindest von der Grundstruktur her gemacht. Was muss auf Landesebene passieren, dass Bayern noch ökologischer wird und dennoch der Agrarsektor nicht vor die Hunde geht (als ein Beispiel sei hier die Milchpreispolitik genannt)?

Kerstin Schnapp: Ich hoffe Sie sehen es mir nach, dass ich diese komplexe Frage nur in Grundzügen beantworten werde, da Sie dem Thema: Grüne Positionen von der Energie- bis zur Agrarwende, wahrscheinlich keine Extraausgabe widmen möchten. [;-)]

Zur Agrar- und Milchpreispolitik: Damit die bäuerliche Landwirtschaft nicht vor die Hunde geht, brauchen wir eine Agrarpolitik die verantwortungsvolles Haushalten mit den natürlichen Ressourcen, mit der Umwelt, mit der Region fördert. Sprich: Eine Agrarpolitik die ökologische Kriterien in den Mittelpunkt rückt. Einen Widerspruch wie ihn Ihre Frage vermuten lässt, sehe ich hier nicht – Ganz im Gegenteil!
Im Augenblick wird mit unseren Steuergeldern genau das Gegenteil finanziert: „Agrarfabriken statt Bauernhöfe“ scheint hier offenbar die Devise zu sein.

Die Mehrheit der Bevölkerung erwartet, dass ihre Lebensmittel tier- und umweltgerecht erzeugt werden. EU, Bund und Länder fördern jedoch die fortschreitende Industrialisierung der Nahrungsmittelproduktion. Das geht zu Lasten der Umwelt und der Tiere, und es treibt Tausende bäuerliche Familien in den Ruin.

Die Milchpreispolitik ist hier nur eine der vielen Auswirkungen der verfehlten Agrarzuschusspolitik. Der Michpreis ist wieder im Sinkflug. Vor vier Jahren, als der Protest der Bauern begann, gab es 25 Cent pro Liter, heute sind es 27 Cent. Kostendeckend wären vor vier Jahren 43, heute 48 Cent.

Die negativen Auswirkungen der aktuellen Milchpolitik für Gesellschaft und Bauernschaft kann aus Grüner Sicht nur gestoppt werden, indem sich die europäische Milcherzeugung vor allem am Bedarf innerhalb der EU orientiert. Kurzfristig müsste zunächst die Milchmenge auf dem Markt deutlich reduziert werden. Unser Ziel ist ein kostendeckender Erzeugerpreis, um das Höfesterben und damit die Gefährdung von Arbeitsplätzen in der Landwirtschaft zu verhindern.

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Um das Preisdumping auf dem Weltmarkt zu beenden, müssen aus unserer Sicht die Export-subventionen umgehend abgeschafft werden. Es ist außerdem notwendig, stärkere Anreize zu schaffen, um Milch auf der Basis von Weidehaltung und heimischen Futtermitteln zu erzeugen. Das sichert Grünlandstandorte, fördert die artgerechte Tierhaltung und bringt qualitativ hochwertige Milch. Eine Grundvoraussetzung dafür ist aber, dass die Milcherzeuger den Preis für ihre Milch bekommen, der ihre Kosten deckt.

Ein Vorteil den wir hier, aber auch bei anderen Themen haben: Wir arbeiten von Pfaffenhofen bis Brüssel gemeinsam und kontinuierlich an den gleichen Zielen. Bei CSU und Schwesterpartei hat man gerade im Bereich Agrarpolitik das Gefühl, dass sich die Parteilinie je nach Publikum und Gremium ändert.

Im Bericht Energiepolitik ist das kaum anders: Auch hier lavieren „CSU and Friends“ fröhlich und im Zweifelsfall zu Gunsten der Energiekonzerne durch die Gegend. Bereits vor einem Jahr hat die Bayerische Staatsregierung eine Energieagentur Bayern „Energie Innovativ“ unter der Verantwortung des Wirtschaftsministers erfunden. Das Ergebnis: Viele Sitzungen, hoher Kaffeeverbrauch – kaum Ansätze für eine tragfähige Lösung.
Der zuständige Wirtschaftsminister Martin Zeil rennt durch die Gegend, warnt vor steigenden Strompreisen und fordert tausende Kilometer neuer Stromautobahnen in Bayern. Auf Bundesebene sieht es kaum anderes aus. Statt erneuerbare Energien als Jobmotor an einem Hochtechnologiestandort wie Deutschland zu erkennen, will Kanzlerin Merkel offenbar lieber neue Kohlekraftwerke bauen und die Solarstromproduzenten am liebsten aus Deutschland vertreiben.
Die Forderungen und Konzepte der Grünen zur Energiewende sind seit Jahrzehnten bekannt. Die Kernpunkte sind klar: Ein Mix aus Wasser-, Wind-, Sonnen- und Biomassenstrom gewährleistet eine dauerhafte Versorgung mit Energie. Dezentrale und regionale Strukturen der Energieversorgung, möglichst in Hand der Bürger und Kommunen, sind uns dabei wichtig, damit auch die Gewinne vor Ort bleiben.
Was muss also in Bayern und im Bund geschehen?
Wenn schwarz-gelb selbst nichts einfällt, dann dürfen sie gerne unsere Konzepte abschreiben.

Worauf konkret freuen Sie sich, wenn Sie an den bevorstehenden Wahlkampf (auch mit den entsprechenden Konkurrenten) denken?

Kerstin Schnapp: Ich freue mich schon jetzt auf die CSU-Wahlkampfposter: Wie im Landratswahlkampf, hat die CSU wieder einen Kandidaten mit schönen blauen Augen gefunden, der mich dann an jeder zweiten Straßenlaterne anlächeln wird [;-)]

Vor allem aber freue mich auf gute und intensive, aber auch kontroverse Diskussionen mit Bürgerinnen und Bürgern und auf einen Wahlabend, an dem fest stehen wird:
Horst Seehofer ist der neue Oppositionsführer im Bayerischen Landtag. Schwarz ist abgewählt. Bayern wir von einer stabilen bunten Mehrheit, mit starker Grünkomponente regiert.

Vielen Dank für das Interview. Wir werden gespannt weiter verfolgen, wie die Entwicklungen in Bayern und auf regionaler Ebene verlaufen.

Kandidatenschau in Pfaffenhofen: Karl Straub, Markus Käser, Claudia Jung, Stefan Gröller, Andreas Peter und Richard Fischer.