Schweinemast-Skandal zieht weite Kreise
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Berchtesgadener Land: Nach Rindfleisch ist jetzt auch das Schweinefleisch in Verruf geraten. Schweine, die mit verbotenen Medikamente, Antibiotika und unter grauenhaften Lebensbedingungen aufgezogen worden sind, sorgen derzeit in Bayern und Österreich für Aufsehen. Rückstände davon können beim verzehrenden Menschen Allergien oder Atemnot bis hin zu Herzstillstand führen. Bakterien werden resistent gegen das Antibiotikum und dieses schlägt im Ernstfall nicht mehr an. |
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Im südlichen Landkreis Berchtesgaden ist Schweinezucht zwar kein Thema, über einen Kamm geschert werde trotzdem die ganze Landwirtschaft, beschreibt Kaspar Stanggassinger (Vorsitzender Almbauern). Hier gäbe es keine Schweinezucht. Einige Landwirte hätten ein paar Schweine für den Hausgebrauch. Durch die Großbetriebe, die Medikamentenmissbrauch betrieben hätten, würde jetzt aber wieder die ganze Landwirtschaft in Verruf gebracht, auch wenn man keine Schweinezucht habe. Dabei habe man mit der BSE-Problematik eigentlich schon genug zu kämpfen. Die Metzger würden kaum mehr Rinder schlachten, das Vieh müsse aber irgendwann weg. Kontrollierbar wäre das alles, sieht Weindl noch jede Menge Handlungsbedarf, nur fehlen die Kontrollen faktisch. Feststellbar wäre es schon allein durch Umsatzzahlen oder den Einkaufspreis von Medikamenten. In einem niederbayerischen Schweinemast- und -zuchtbetrieb in Ruhstorf bei Pocking oder bei kleinen Direktvermarktern stießen Tierschützer auf katastrophale Zustände in puncto Hygiene und Tierschutz. Der Tierschutzverein „Vier Pfoten e.V.“ belegte seine Vorwürfe mit Bildmaterial. Auch der „Spiegel“ berichtet darüber in seiner aktuellen Ausgabe. Mehrmals bekamen Bauern aus den Landkreisen Traunstein, Altötting oder die größeren Schweinemastbetriebe in Bayern in letzter Zeit unangemeldeten Besuch. Das Ergebnis: In den Höfen wurden große Mengen Antibiotika und andere Medikamente gefunden, zum Teil verbotene Präparate. Sie waren teils vergammelt – jederzeit zugänglich für Kinder. Neben den Medikamentenbergen prangern die Beweisvideos von „Vier Pfoten e.V.“ das Elend von Schweinen in bayerischen Ställen an. Aufnahmen zeigen in den Betrieben in Ruhstorf verweste Kadaver zwischen Schweinebuchten. Teils sind Tiere skelettiert oder vertrocknet, Ratten nagen an noch lebenden verletzten Tieren. Das Bundesministerium für Verbraucherschutz hat ein härteres Durchgreifen gegen Arzneimissbrauch in der Schweinemast in Aussicht gestellt. Staatssekretär Gerald Thalheim sagte im Inforadio Berlin-Brandenburg, der Preisdruck bei Schweinefleisch habe dazu geführt, „dass nicht der Tierarzt die Spritze in die Hand genommen hat, sondern der Landwirt selbst. Hier müssen wir einen Riegel vorschieben.“ |
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