Bauer Hubert Mittermeier ist seit seiner Jugend Hochzeitlader
Helchenbach „Liebe Braut, heit is soweit, dass Du des Elternhaus verlassn wuist …“ So oder so ähnlich lässt Hochzeitslader Hubert Mittermeier eine Hochzeit ausklingen. In dem Gstanzl am Ende der Feier erwähnt er auch die „goldnen Ring für die Pratzen und den Finga, bedankt sich beim Pfarrer, den Ministranten und da Musi, de gspuit hot, weil g’heirat is glei.“
Der 32jährige Helchenbacher, inzwischen seit 1984 als Hochzeitlader unterwegs, ist nicht wie viele seiner Kollegen „erblich belastet“. Beretis währen dder Schulzeit fiel sein Talent für Gstanzl auf, weshalb er auch nach dem Schulabschluss einige Verse aufsagen „musste“.
„I war a da oanzige in da Klaß, dem se’s erlaubt ham, boarisch zum Red’n, weil de Lehra g’moant ham, wenn scho oana so original boarisch red’n ko, nacha muaß ma den a so red’n lassn.“ Im Abschlußzeugnis von Hubert Mittermeier stand denn auch: „Seine Originalität in der Mundart und im niederbayerischen Brauchtum ist anerkennenswert“, worauf der 32jährige schon ein bisserl stolz ist.
Debüt bei Hochzeit des Cousins
Seinen ersten Auftritt als Hochzeitlader absolvierte der Helchenbacher im Alter von 17 Jahren bei einem Cousin. Vorher erkundigte sich Mittermeier genau, wie die Hochzeiten mit Hochzeitlader „bei dene a so ablafa“. Zudem fragte er einen in dem Metier erfahrenen Mann. „Nacha hab‘ i des einfach probiert.“ Inzwischen gehört der Niederbayer, wie er selber sagt „zur Elite“. Die Hochzeitslader treffen sich auch in mehr oder minder regelmäßigen Abständen zu Gstanzl-Wettbewerben.
Wie er an Informationen kommt
Abgehoben hat Mittermeier wegen seines Könnens aber nicht: Egal ob es die Hochzeit eines Regensburger Stadtrates ist, ein Geburtstags-Gstanzl für den glücklosen Münchner OB-Kandidaten Aribert Wolf oder die Hochzeitsfeier von „ganz normale Leit – für mi bedeit‘ des koan Unterschied“. Vorher bespricht der Star aus dem Rohrer Ortsteil mit den Brautleuten den gewünschten Ablauf und während des Festes mischt er sich unter die Gäste. Dabei erfährt der Unterhalter dann so einiges über die Freunde und Verwandten, was er beim Aussingen während des Abdankens wiederverwenden kann. „Am liabstn schnapp‘ i mir beim Aussinga des Brautpaar selba“. Was Braut und Bräutigam über die Gäste ausplaudert, bringt der Hochzeitslader spontan in einem Gstanzl. Gerade diese Spontanität macht einen guten Hochzeitslader aus.
Die Wünsche des Brautpaares sind für ihn am wichtigsten. „Wann de Brautleit was B’sonders wolln, na richt‘ i mi danach und stell‘ mi draf ei.“ Mittermeier macht es sich aber auch zur Aufgabe, auf die speziellen regionalen Brauchtümer einzugehen. „Egal, ob i in Passau, in Erding oder irgendwo in Österreich bin, de Leit genga allaweil davo aus, dass i mi de dortig’n Bräuch opassn koa.“ Eines ist aus Sicht des gut beschäftigten Entertainers aber auffällig: „Wenn i oamal in oaner Gegend war, muass i oft glei zwoa oda draimal nacheinanda hi.“ Und dann sind Einfallsreichtum und Abwechslung im Programm gefragt. „Ned dass a GAst, der auf mehrere Hochzeiten geht, für mi weitamacha kannt, wann i nimma weita wißt.“
Hochzeitslader müssen übrigens meist zwischen ein und zwei Jahre vorher gebucht werden. Wenn die Brautleute einen besonderen Termin, eine besondere Kapelle oder Wirtschaft im Sinn haben, kann es eng werden. Mittermeier gibt augenzwinkernd zu, wenn das Brautpaar flexibel sei, könne er auch kurzfristig geordert werden. Für den 32jährigen Lanwird sind seine Auftritte ein Hobby, dass ihn „weit herumbring: nach Österreich, Ober- und Niederbayern und a in die Oberpfalz. Des is scho g’spaßig.“
Er erzählt, dass in manchen Landstrichen Hochzeiten mit Hochzeitsladern nicht üblich seien, weil die Leute dort eine andere Mentalität hätten. Die Brauchtumspfleger sind Mittermeier zufolge in Oberbayern beispielsweise bis Pöttmes gefragt. A poa Kilometa weida Richtung Schwabn dageg’n dais na nix mehr los, so der Helchenbacher.
Der 32jährige kann sich dies nur so erklären, dass die Leute dort „an andan Dialekt ham, zu dem a Hochzeitlader einfach ned passt. Grad de Schwabn san knickerte Leit, de oft sogar de Musi vom Bandl kema lassn.
Helchenbach ist aus Sicht des 32jährigen der ideale Wohnort: er lebt so zentral im Einzugsgebiet, wie kaum ein Hochzeitslader-Kollege. Mittermeier kann die meisten Termine in zwei Stunden mit dem Auto erreichen. Der PkW ist für den 32jährigen das wichtigste Fortbewegungsmnittel in seinem „Job“: „I muass auf de Hochzeit’n imma da Lustigste sei. Aba i muaß no lang ned der sei, der am meist’n trinkt. I muaß allaweil a guads G’fühl ham, wenn i tatsächlich in a Polizeikontrol’n kim.“
Zukunftshochzeit mit DJ?
Über die Zukunft der Hochzeitslader macht sich Hubert Mittermeier derzeit keine Gedanken. Er weiß zwar nicht, wie die Hochzeit der Zukunft aussieht, ob mit DJ oder Blasmusik. Zur Zeit jedoch sind Hochzeitslader nach Auskunft des Landwirts vor allem auch bei den Städtern sehr gefragt. Eines ist jedoch nicht mehr unbedingt üblich: in den wenigsten Fällen lädt der Hochzeitslader die Gäste noch zur Feier ein. Im Jahr kommt eine solche Arbeit auf Hubert Mittermeier vielleicht dreimal zu. Die Brautleute stellen dann eine Route zusammen und fahren ihn von Haus zu Haus.“Fahr’n könnt i da nimma – nach an jed’m Sprücherl kriag i an Schnaps!“ Meist ist es unter den Verwandten ein offenes Geheimnis, wann geheiratet wird. „Aba wart’n dans alle auf de Einladung“, weiß der Helchenbacher aus Erfahrung.
Feinde gibt es nicht
Feinde und unkollegtiales Verhalten unter den Hochzeitsladern ist dem 32jährigen Niederbayern fremd: Sollte er einmal als normaler Gast auf einer Hochzeit mit Hochzeitslader sein, „nacha mach i meim Kolleg’n sicha den Job ned unnöti schwar“. Für Mittermeier zählt in seinem Job vor allem eines: „De Leit muass g’falln, i muaß aba ned unbedingt im Mittelpunkt steh'“. Wenn beispielsweise von Freunden oder Verwandten des Brautpaares ein GAg kommt, „nacha werd i versucha, de Szene mit einzubaua.“ Der Gstanzl-Star mag solche Einlagen, denn „schließlich kenna de Freind die Brautleit meist am Besten.“
Auf die Frage, ob er bei seiner eigenen Hochzeit einmal einen Kollegen engagieren werde, sagt Hubert Mittermeier nur schmunzelnd: „Des überlass‘ i amal meina Zukünftig’n.“
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