Berchtesgaden: Durch gut strukturierte Luftrettung Zeit gewinnen

Berchtesgaden: Die Eröffnung der Tagung Luftrettung des ADAC in Berchtesgaden zog Bayerns Innenminister Dr. Günther Beckstein der Ehrung des 1. FC Nürnberg vor. Und das obwohl der Franke Beckstein Mitglied des Verwaltungsrates der „Cluberer“ ist, die in die Erste Fußballbundesliga aufgestiegen sind. Dementsprechend wichtig ist dem Innenminister auch, dass die Luft-
rettung funktioniert. Friedrich Rehkopf, Geschäftsführer der ADAC-Luftrettung, führte die anwesenden Tagungsteilnehmer kurz in das Thema „Luftrettung im Brennpunkt neuer Herausforderungen“ ein. Im Gegensatz zu früher, wo man Pionierarbeit betreiben musste, habe sich die Themenstellung nämlich geändert.

Hubschrauber der Luftrettung des ADAC landete in Berchtesgaden – eine überzeugende Attrappe!

Einmal, so der Minister, sei er selbst auf den prompten Einsatz der Luftretter angewiesen gewsen. Seine Tochter sei nach einem Reitunfall schwer verletzt gewesen. Bis dahin dachte er von sich selbst, dass er auch in Krisensituationen ganz gelassen sei, so der Innenminister. Es habe ihm – subjektiv gesehen – einfach zu lange gedauert, bis Rettung kam. Nach dem Vorfall habe er dann aber bei einer Überprüfung festgestellt, dass bereits nach sechs Minuten Hilfe aus der Luft da war – objektiv betrachtet sehr schnell. Seither schätze er dieses Instrument – die Luftrettung – noch etwas höher ein. Es sei einfach wichtig für die optimale Hilfe.

Bayern ist eines der führenden Bundesländer, was die Verletztentransporte per Luft betrifft. Auf der Grundlage der letzten Novelle des Bayerischen Rettungsdienstgesetzes, die am 1. Januar 1998 in Kraft getreten ist, hat der Freistaat einen einheitlichen öffentlichen Luftrettungsdienst realisiert. Dabei sind die Aufgaben von Primärversorgung, Primärtransport und Intensivtransport zusammengefasst. Das frühere Nebeneinander von öffentlich-rechtlichen und privaten Luftrettern gehört in Bayern glücklicherweise der Vergangenheit an, so der Minister. Die nicht einfache Zusammenführung sei letztlich im Zusammenwirken mit den Kostenträgern gelungen und hat sich grundsätzlich bewährt. Von wesentlicher Bedeutung war laut Beckstein, dass bei der Neuordnung der Luftrettung die funktionale Verzahnung mit dem Landesrettungsdienst berücksichtigt wurde und gleichzeitig sechs Standorte für Intensivtransportwagen ausgewiesen wurden. Für die einheitliche Steuerung aller arztbegleiteten Intensivtransporte zu Lande und in der Luft hat das Bayerische Innenministerium einen Leitfaden Interhospitaltransfer eingeführt, der sowohl bei den anfordernden Krankenhäusern als auch bei den für die Koordinierung der Intensivtransportmittel zuständigen Leitstellen als Entscheidungsgrundlage zu verwenden ist. Seit Anfang 2001 wird darüber hinaus dafür in Bayern ein spezielles Intensivtransportprotokoll verwendet. Diese Protokolle werden ausgewertet. Danach soll man in der Lage sein, so Beckstein, bei Strukturentscheidungen und Verfahrensregelungen nachzusteuern. Ähnliche Auswertungen und Analysen gibt es auch in Regensburg, wo man sich mit den Nachtflügen – bei Anwohnern nicht uneingeschränkt akzeptiert – beschäftigt. Sie seien aber wichtig, so der bayerische Innenminister.

Unverzichtbar seien nach Auffassung Becksteins auch verstärkte Anstrengungen im Qualitätsmanagement: „Wir werden künftig nicht umhin kommen, Qualitätsmanagement zum Gegenstand rettungsdienstlicher Leistungen zu machen und dies in Gesetzen und Versorgungsverträgen zwingend vorzuschreiben. Mir ist klar, dass das Geld kostet. Ich bin aber überzeugt, dass dieses Geld im Interesse der Patienten gut angelegt ist und dass sich der Aufwand auch für die Kostenträger rechnet, weil eine gesteigerte Qualität der Primärversorgung im weiteren Behandlungsverlauf Kosten spart.“

Was die Krankenhaus-Landeplätze für die Rettungshubschrauber betrifft, sieht der Innenminister bereits eine Grundlage. Falsch sei allerdings, per Reglementierung überzogene Anforderungen an die Fluggeräte zu stellen, obwohl man genau wisse, dass dies aus Kostengründen nicht zu realisieren sei. Aus Sicht Rehkopfs könne man durch die Luftrettung Zeit gewinnen. Der Geschäftsführer resümierte: Seit 1970 der erste „Christoph 1“ in München unterwegs war, sei die Luftrettung in der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken.

Ramona Schittenhelm

Ausbildung als Journalistin im Berchtesgadener Land. Lokal- und Online-Journalismus sind meine Leidenschaft. Meine journalistischen Wurzeln liegen im Sport- und Technik-Journalismus.

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