Gregor Graßl: Vertreter von allen, die jung denken

Aus Von Ramona Schittenhelm

Ramsau: Er verbringt viel Zeit auf der Straße, um trotz seines Studiums in München vor Ort zu sein, um die kommunalen Belange seiner Heimatgemeinde Ramsau selbst mitzuerleben. 300 Kilometer pro Woche nimmt Gemeinderat Gregor Graßl dafür seit etwa zwei Jahren in Kauf. Mit Internet und Tageszeitungen aber vor allem durch den Kontakt mit Freunden und Bekannten in der Ramsau hält er sich über die regionalen Geschehnisse auf dem Laufenden. Dazu das ein oder andere Telefonat mit Eltern und Freunden. Er pendelt zwischen München und Ramsau, zwischen Architektur-Studium und Heimatgefühl.

Der 23 Jahre alte Gregor Graßl ist seit vier Jahren im Gemeinderat der Ramsau und das Kücken in diesem kommunalen Gremium. Bausachen und die Zukunft seiner Heimatgemeinde gehören dabei zu den Dingen, mit denen sich der junge Ramsauer gerne beschäftigt. Anlass für den 23 Jahre alten Graßl, in die kommunale Politik einzusteigen, war eigentlich der Wunsch, auch etwas zu verändern, in die Zukunft zu denken, aus der früher schon attraktiven Gemeinde wieder etwas Positives zu machen, erzählt der 23-Jährige.
Einmal im Monat geht er dafür in den Gemeinderat, debattiert mit seinen teilweise kommunalpolitisch erfahreneren Kollegen. Und bringt selber Themen mit ein: Nachtschwärmer oder regelmäßige Festivitäten in der Gemeinde. Da mischt er sich in den Sitzungen oder in Gesprächen schon einmal ein, gibt Problematiken zu bedenken. So wie zum Beispiel beim geplanten Umbau des Rupertusbades in Bad Reichenhall, einer möglichen Konkurrenz für die Watzmann Therme – dem Erholungsbad des südlichen Landkreises. Er geht dabei einen Schritt weiter wie einige Kollegen und sieht die größere Konkurrenz in Salzburg oder Freilassing wachsen.

Wohl auch deshalb setzt der 23-Jährige mehr auf Zusammenarbeit – vor allem zwischen den fünf Gemeinden des südlichen Landkreises aber auch im Landkreis. Allerdings sollte jeder seine Eigenständigkeit und Identität bewahren. Das ließe sich schon mit dem Brauchtum und der Tradition gar nicht anders vereinbaren. Verwaltungsangelegenheiten, die direkt nichts mit dem Besucherverkehr zu tun haben, könnte man aber zentral legen. Aufgeteilt auf alle Gemeinden – nicht alles nach Berchtesgaden (Beispiel: Watzmann Therme).

Einarbeiten und an die Situation des Einblicks gewöhnen musste er sich aber auch erst. „Am Anfang war ich bei Entscheidungen eher skeptisch. Inzwischen habe ich einiges mehr an Hintergründen und kann auch einmal Ja zu etwas sagen, obwohl ich nicht 100-prozentig überzeugt bin. Ablehnen wäre oft noch schlimmer“, beschreibt Gregor Graßl seine Eindrücke. Ein notorischer Ja-Sager werde er aber sicherlich nicht.

Jungen Leuten passe politisch oft etwas nicht. „Dann wird zwar gemeckert. Mit allen Konsequenzen einsetzen tun sich aber die wenigsten“, erzählt der Ramsauer, der seinem kommunalen Engagement durchaus etwas Positives abgewinnen kann: „Wenn ich unterwegs bin, spricht mich schon der ein oder andere an, was ihn stört, aber auch was er gut findet. Das freut einem schon ein bisschen.“

Vielleicht auch, wenn er sich an sein Hauptanliegen heranwagt. Den Freizeitangeboten der Ramsau zu mehr Schwung zu verhelfen: Egal ob Canyoning oder Klettern. Es werde zwar angeboten, könnte aber noch deutlich professionalisiert werden. Sowohl für die Gäste, als auch die Einheimischen. Durch zusätzliche Geschäfte, Läden oder Gewerbebetriebe könnte man der Ramsau ebenso mehr Stellenwert verleihen. Vorstellen kann er sich auch, dass man die gemeindlichen Attraktionen besser in Szene setzt, ohne der Natur zu schaden. Eine Möglichkeit wäre, dass man beispielsweise den Hintersee für kulturelle Veranstaltungen nutzt.

Als er seine erste Gemeinderats-Sitzung besuchte, war er eher ein bisschen schockiert, erinnert sich Graßl: „Damals haben sich zwei richtig in die Haare gekriegt und gestritten. Und ich habe mich gefragt, worauf ich mich da bloß einlasse.“ Inzwischen ist es für den 23-Jährigen – von Vater und Großvater kommunalpolitisch vorbelasteten jungen Mann – Alltag geworden. Die Sitzungen sind Gewohnheit. „Was kommunale Dinge betrifft, kann man als Gemeinderat nicht alles wissen, das geht gar nicht. Um die richtige Entscheidung zu treffen, müsse man auch gar kein Spezialist sein – Ahnung sollte man aber schon von allem haben (Fachkenntnis aus Seminaren, Anm. d. Red.) und einen gesunden Menschenverstand, der einem zur richtigen Entscheidung führt.