(Baar-) Ebenhausen: Kirchenpatron St. Martin und Durchgangsstraße

(Baar-) Ebenhausen: Kirchenpatron St. Martin und Durchgangsstraße

Aus Von Ramona Schittenhelm

Der Kirchenpatron St. Martin gibt Rückschlüsse, dass die Ortsgründung wohl in der Zeit des Fränkischen Reichs gewesen sein dürfte. Denn: genau in dieser Zeit hatte dieser Patron Hochkonjunktur. Weitere Indizien dafür sind die räumliche Nähe zu Ingolstadt, die Nord-Süd-Verbindung zwischen Würzburg und den Alpen, die durch Ebenhausen führte. Sicher ist sich Historiker Christian Hainzinger: Ebenhausen ist ein geplantes Dorf, entstanden im Mittelalter.

Hainzinger ist gebürtig aus Baar-Ebenhausen und Geschichtslehrer. Mit der Historie seiner Heimatgemeinde hat sich der Lehrer aus Eigeninteresse auseinandergesetzt. Ende 2022 erklärte und zeigte er auf, wie das mit der Gründung des Ortsteils Baar – einem eher zufällig entstandenen Dorf, bei dem die Kirche nicht im Ortszentrum entstanden ist – war.

Ganz anders – nämlich geplant – ist dagegen der Ortsteil Ebenhausen entstanden. Und zwar entlang der schon sehr früh bestehenden Straßenverbindung (ehemalige B13). Zentraler Punkt war hier die Kirche mit dem umgrenzenden Friedhof und – wie man in früheren Katasterauszügen entdecken konnte – direkt im Ortskern zweier Weiher. Die ehemalige Dorfschmiede (wo man heute den Platz mit dem Schmied vorfindet) war dabei einer der zentralen Punkte. Denn: sämtliche mit ihren Fuhrwagen durchfahrende Personen hatten das Anrecht, beim Schmied Ersatz- und Reparaturarbeiten zu erhalten. Da der Eisenvorrat somit zumeist aufgebraucht war, wurden die einheimischen Bauern dagegen verpflichtet, für ihre Reparaturarbeiten am Pflug oder die Erstellung des Ersatzpflug ihr Material selber mitzubringen, was eher unüblich war.

Ebenso wie das Anrecht auf Reparaturarbeiten beim Schmied hatten die Durchreisenden auch das Recht, im Gasthaus (ehem. Grüner Kranz) sich zu verköstigen und zu  nächtigen – genau eine Tagereise vor Ingolstadt sei dies sicherlich rege genutzt worden, so Hainzinger, der viele Indizien für die Belegung seiner Thesen nutzte. Denn: in der Zeit des Mittelalters wurde noch nicht viel dokumentiert und aufgeschrieben.

Um 1240 besaß Ebenhausen aufgrund seiner guten Lage und der vorhandenen Zollstelle ein Marktrecht, der Markt des Ortes dürfte der Barthelmarkt gewesen sein, so Hainzinger in seinem Vortrag. Somit war Ebenhausen Amtsbezirk – die zugewiesenen Gemarkungen waren z.B. in Großmehring, Siegenburg, Langquaid und in der Nähe von Straubing. Da jedoch im frühen 14 Jahrhundert Reichertshofen das Marktrecht erhalten hatte, verlor Ebenhausen seines wieder, zog gegen den „Herrscher Reichertshofens“ den Kürzeren.

Wenn man auf frühere Katasterauszüge und Flurkarten schaut erkennt man: der Ort entwickelte sich unmittelbar um die Kirche. D.h. die Hofstellen entlang des heutigen Kirchplatzes  sowie der Münchner Straße (ehemals Münchener Chaussee) zählten dabei zu den ersten, größeren und bedeutenden. Im Bereich der heutigen Martinstraße 10 war früher ein Bader. Bis hierher reichte der Ort, da dieser am Ortsrand platziert war. Einige alte Bilder und Abgabelisten zeigten und belegten zudem: die Ebenhausener zählten zu den Reicheren der Region. Denn die hier lebenden Bauern mussten zumeist deutlich höhere Abgaben zahlen, als die der Nachbargemeinden. Ein weiteres Indiz für den Wohlstand zeigt sich in der Bauweise der früheren Gebäude, die z.B. mit Ziegel und nicht mit Holz gefertigt wurden.

Was ebenfalls für eine Gründung des Ortes noch deutlich vor seiner ersten urkundlichen Erwähnung spricht: der Schutzheilige „St. Martin“. Dieser ist auf die Anfänge des Fränkische Reich zurückzuführen. Somit ließe sich die Gründungszeit auf die Zeit von Karl Martell bzw. Karl dem Großen (seinem Enkel) – also das 7 bzw. 8 Jahrhundert – eingrenzen. Wer den Vortrag verpasst hat:   am Sonntag, 26.11.2023 um 18 Uhr im Stadel des Gasthaus Flotzinger wird er noch einmal wiederholt.