Die Geschwindigkeit und Technik ist das reizvolle für Anja Schneiderheinze im Bobsport

Aus Von Ramona Schittenhelm

Guten Tag Frau Anja Schneiderheinze. Die Weltmeisterschaften finden derzeit im Eiskanal am Königssee statt. Die Frauenrennen sind bereits rum, Sie waren im Zweierbob-Rennen mit dabei. Wie haben Sie das Rennen erlebt?

Guten Tag Frau Schneiderheinze. Die Weltmeisterschaften finden derzeit im Eiskanal am Königssee statt. Die Frauenrennen sind bereits rum, Sie waren im Zweierbob-Rennen mit dabei. Wie haben Sie das Rennen erlebt?

Schneiderheinze: Das ist richtig. Man fiebert die ganze Saison über darauf hin, bereitet sich vor auf die Weltmeisterschaften. So schnell die Weltmeisterschaften dann kommen, sind sie auch schon wieder vorbei. Zuerst der erste Tag, man will sich weiter verbessern in der Gesamtwertung. Dann ist der zweite Tag und damit das gesamte Rennen auch schon wieder rum. Nach unserem Rennen habe ich dann noch die nächsten Rennen an der Bahn verfolgt, die Kollegen angefeuert und mit gefiebert.

Früher waren Sie als Anschieberin im Bob, seit einiger Zeit sind sie Pilotin. Wie groß sind für die die Unterschiede?

Schneiderheinze: Ich hatte immer schon gesagt, dass ich mal als Pilot die Verantwortung im Bob übernehmen möchte. Immer mal wieder wollte ich es ausprobieren. Irgendwann muss man dann aber den Schritt wirklich wagen und nicht nur darüber sprechen. Dann muss man es aber auch konsequent durchziehen und keinen Schlingerkurs fahren. Auch wenn es immer wieder Rückschläge gibt bzw. geben wird. Aber ich habe die Entscheidung nicht bereut.

Jede dieser Aufgaben hat ihren Reiz. Als Anschieber ist man dafür verantwortlich, dass der Bob in Fahrt kommt, als Pilot legt man die Strategie fest, hat für das ganze Team Verantwortung und muss z.B. auch während der Saison Ding wie Trainingspläne, Trainingslager und Finanzierungskonzepte erarbeiten. Eben auch ganz viel organisieren und ein Team managen. Man hat deutlich mehr Verantwortung – auch für die anderen. Ich wollte diese Verantwortung aber. Drum auch der Schritt zur Pilotin. Auch wenn hier in Deutschland der Konkurrenzdruck im Bobsport ziemlich groß ist und wir uns jedes Jahr aufs Neue in der internen Ausscheidung erst einmal für die Saison qualifizieren müssen.

Gerade in der Umstellungsphase von der Anschieberin zur Pilotin gab es immer wieder mal Stürze, Rückschläge und super Zeiten. Im Vergleich mit den deutschen Teamkolleginnen habe ich aber immer gesehen, wo ich international stehe. Im Europacup konnte ich meine Leistungen auch bestätigen und die Konkurrentinnen aus anderen Ländern, die teils auch im Weltcup mitgefahren sind, gut in Schach halten. Der Wunsch, selber sich für den Weltcup zu qualifizieren, ist dadurch natürlich immer stärker durchgekommen. Und heuer habe ich es zum Glück geschafft: passend zur Heim-Weltmeisterschaft am Königssee. Denn mit dieser Bahn bin ich eigentlich immer gut zu gekommen. Auch nach dem Umbau. Auch wenn viele hier beispielsweise auf der Gerade – die eigentlich gar keine Gerade ist – hier ziemlich stark ins Schlingern gekommen sind.

Die WM ist letztlich für die Frauen rum, die Weltcup-Saison auch. Wie schauen Ihre Ziele für die kommende Saison aus, welche Ziele haben sie?

Schneiderheinze: Das Fernziel sind ganz klar die Olympischen Spiele 2014. Ich wäre schon gerne auch als Bobpilotin bei einer Olympiade mit dabei. Es kann zwar immer mal was sein, aber die Gesundheit und Form vorausgesetzt, würde ich schon gerne die nächsten drei Jahre versuchen im Weltcup, bei Weltmeisterschaften und den Spielen dabei zu sein im deutschen Team.

Bobfahren – Können Sie uns kurz nahebringen, was sie am Bobfahren reizt und was das besondere an der umgebauten Eisbahn am Königssee ist?

Schneiderheinze: Ich bin eigentlich gar kein so waghalsiger Mensch. Aber das Gefühl, sich mit dem Bob nach unten zu bewegen und hier Geschwindigkeit aufzubauen das ist schon ein unglaublich tolles Gefühl. Für mich als ehemalige Anschieberin ist es natürlich immer noch der Startbereich, der mich fasziniert. Den Bob dort so richtig in Fahrt zu bringen und an der Startphase zu optimieren und zu arbeiten, um gegenüber den anderen einen Vorsprung zu erzielen. Das ist es. Während der Fahrt ist es natürlich super, wenn man diesen Vorsprung hat und in den Kurven weiter ausbauen kann.

Ihre Saison ist letztlich inzwischen vorbei. Während der Sommermonate ist vor allem Training angesagt. Wie planen sie ihre neue Saison bzw. wie schauen für sie die Sommermonate aus?

Schneiderheinze: Dadurch, dass ich bei der Bundespolizei bin, habe ich ganz gute Bedingungen. Wir müssen hier aber auch unsere praktischen Zeiten ableisten. Ich versuche, dies unmittelbar nach der Saison zu tun, damit die Trainingsphase für die neue Saison optimal genutzt werden kann.

Die nächsten Tage wird aber noch ein wenig trainiert und bereits die erste Abstimmung für die neue Saison geleistet. Dazu kommt, dass ich mir Gedanken mache, wo wir heuer unser Trainingslager abhalten sollen und dieses organisieren, damit wir alle gleichermaßen fit sind, wenn es ab Herbst um die drei Startplätze für die neue Weltcupsaison geht.

Im März findet in Inzell die Einzelstrecken-Weltmeisterschaft der Eisschnellläufer statt. Sie selbst waren ja auch mal Eisschnellläuferin. Verfolgen Sie das?

Schneiderheinze: Na klar verfolge ich das. Ich kenne ja auch noch einige der Eisschnellläuferinnen aus meiner Zeit bzw. aus Erfurt. U.a. Stephanie Beckert oder Judith Hesse. Da drückt man den Sportlern natürlich gegenseitig die Daumen, gratuliert sich. Ich werde mir sicherlich das ein oder andere Rennen der Weltmeisterschaften in Inzell anschauen.

Vielen Dank für das Gespräch.