Jazz und Haiku: Ein Klangkunstwerkt mit Tiefe und Ausstrahlung in der Künstlerwerkstatt

Aus Von Ramona Schittenhelm

Pfaffenhofen „“Jazz+ Haiku“ ist als Experiment zu verstehen, weil die Musik keine letztlich schlüssigen Antworten darauf gibt, geben kann, wie haiku zu rezipieren ist. Haiku ist hier nicht Alibi für Pseudoanspruch, sondern wird behutsam und hier im wahren Wortsinn instrumentalisiert als Inspiration zur Improvisation oder als Element von bzw. für Goodman-Kompositionen. Wer will, der kann das am Sonntag, 25. Januar, 21 Uhr in der Künstlerwerkstatt in Pfaffenhofen (Ilm) erleben.
Die Textebene der Haikus ist jeweils das Zentrum der Lieder zwischen Kammermusik („Such a Moon“) und Jazz („The Loves of a Cat“), immer eher sanften, vorsichtig Dialogchancen sondierenden Ensembleklängen und eher der meditativen Ruhe verpflichtet. Swing funktioniert hier nicht westlich, sondern östlich: Die Musik wird erst, sagen wir, „existenzfähig“ im Zusammenspiel mit den Stimmen, Fjoralba Turkus Gesang und Kiyomis Zitaten. Was hier „swingt“, ist die Bewegung, die aus der Ruhe kommt.

Geoff Goodman hat sich mit haiku beschäftigt, eine Lyrikform mit Startbildern für Assoziationsketten – Gedanken, in denen es meist um das Wechselspiel der Jahreszeiten oder überhaupt die Zeit geht, um Wiederkehr, um Dauer, um das Ewige oder auch das Wiederkehrende, das sich im subjektiven Erleben des Moments manifestiert. Bashos weltberühmter „Frosch“-haiku ist dafür exemplarisch: furu ike ya/kawazu tobikomu/mizu no oto – „Der alte Teich/Ein Frosch springt hinein/Das Geräusch [Aufspritzen] des Wassers.“

Eine bessere Analogie zur Goodmanschen Musik gibt es kaum. St・ke wie „Cicada“, musikalisch wie von der poetischen Dramaturgie her beispielhaft, machen „Jazz + Haiku“ zu einem der erfreulichsten und nachhaltigsten Alben, die Geoff Goodman bisher gemacht hat.“