Papstwahl erfordert die Fähigkeit, über den eigenen lokalen Tellerrand zu schauen

Aus Von Ramona Schittenhelm

Wer wird dafür sorgen, das am Ende weißer Rauch aufsteigt? – Die Weltoffenheit der Kardinäle und deren Fähigkeit über den Tellerrand schauen zu können wird am Ende bei der Papstwahl entscheidend sein. Das Lager, dem es gelingt, geschlossen aufzutreten, stellt am Ende den neuen Papst. Die Welt spricht „Papst“. Und die Medien spekulieren nun schon seit dem Tag der Ankündigung des Rücktrittes Joseph Ratzingers (11.02.2013), wer in die Fußstapfen des Bayern in Rom treten wird. Namen werden einige in die Runde geworfen. Kandidaten gibt es sicherlich viele.

Italien gegen den Rest der Welt

Kommentar von Ramona Schittenhelm

Kommentar von Ramona Schittenhelm

Entscheidend wird aber aufgrund der Zusammensetzung des wahlberechtigten Kardinalskollegiums sein, inwieweit sich die nicht-europäischen Staaten auf einen einheitlichen Kandidaten verständigen können. Denn nur gemeinsam haben sie überhaupt eine Chance gegen das Kardinalskollegium aus Europa allen voran der Italien-Fraktion. Und dazu zählen nicht nur die Italiener selbst, sondern auch zahlreiche Kardinäle, die bereits über lange Jahre hinweg im Vatikan – also fernab des gelebten Glaubens hinter den Vatikanmauern leben. Für die Nicht-Europäer muss es heißen, sich nicht gegenseitig zu zerfleischen, sondern vielmehr auf Einheit und Einigkeit zwischen Australien, Asien, Afrika und (Latein)Amerika zu vertrauen und zu versuchen, durch diese Geschlossenheit – und den Dialog mit den anderen im Vorfeld der Abstimmung – die weltoffeneren europäischen Kardinäle zu überzeugen.

Faktisch gibt es nur drei Optionen:

  • einen Papst aus Nicht-Europa wird es nur dann geben, wenn das Miteinander und das an einem Strang ziehen der vier Kontinente bereits von Beginn an funktioniert und man durch die eigene Einheit überheugen kann – sich selbst und vor allem auch die (nicht italienischen) Europäer.
  • Gelingt die außer-europäische Allianz nicht, sind die Italiener in einer guten Position. Denn mit dem größten Kontingent an Kardinälen für Italien und einer klaren Minderheit von gerade einmal einem Drittel Nicht-Europäer bilden sie (rein Zahlenmäßig) eine starke Macht.
  • Kann sich die Nicht-Italien-Allianz womöglich nicht auf einen einheitlichen Kandidaten verständigen, könnte es am Ende zu einer Allianz pro eines nicht-italienischen Europäers kommen, der in den kommenden Jahren durch eine ausgewogene Ernennung der Kardinäle zugunsten aller Kontinenten die Linie von Benedikt fortführen könnte.

Kardinale müssen ihre Weitsicht und Weltoffenheit beweisen

Ob die Zeit schon jetzt reif ist für einen nicht-europäischen Papst muss sich in den kommenden Tagen und Wochen zeigen. Das Konklave wird beweisen, wie weltoffen die Kardinäle sind, oder ob man dort jeweils nur unmittelbar vor der eigenen Haustüre schaut. Diejenigen Kardinäle, die bereits frühzeitig nach Rom gereist sind, um die Kollegen kennen zu lernen, machen es sicherlich richtig. Denn nur durch gegenseitiges Kennenlernen kann man erreichen, dass am Ende die Entscheidung pro Kirche fallen wird. Und die Kirche eint bekanntlich Christen aus allen Teilen der Welt.