Podiumsdiskussion in Vohburg mit fünf der acht Landtagskandidaten des Wahlkreises
Karl Straub (CSU), Markus Käser (SPD), Claudia Jung (Freie Wähler), Kerstin Schnapp (Grüne), Rainer Daschner (FDP), Andreas Peter (Die Linke), Richard Fischer (ödp) und Stefan Gröller (Piratenpartei).
Und alle diese Kandidaten gehören einer rechtlich anerkannten Partei an, die Linke beispielsweise ist zwar im Landtag nicht präsent, aber auf Bundesebene. Sollten Sie sich jetzt wundern, dass es kein Interview mit Rainer Daschner (FDP) gibt: auch bei Ihm hatte unsere Redaktion angefragt, jedoch keine Rückmeldung auf die Interviewanfrage erhalten. – Zurück zur Podiumsdiskussion. Vielleicht bringt mir ja eine Rückfrage bei den Organisatoren, den Aktiven Vohburgern, hier Klarheit:
Sepp Steinberger: Wir haben das heuer das erste mal organisiert, wussten nicht, wie die Veranstaltung angenommen wird. Zudem ist es auch ein räumliches Problem und vmtl. auch eine Zeitrage, damit wir alle Kandidaten auch zu Wort kommen lassen können um die politischen Unterschiede herauszustellen.
Sepp Steinberger: Naja, wir haben diese als Meßgröße genommen, da man ja sonst auch noch zig andere Parteien auf der Landtagsliste hätte.
Hmmmm … Die Antworten auf meine Fragen habe ich zwar. Aber: sind das wirklich demokratische Antworten? Zwei der drei ausgegrenzten Kandidaten – Richard Fischer (ödp) und Stefan Gröller (Piraten) – hatten im Vorfeld der Veranstaltung beim Veranstalter nachgefragt, ob Ihnen als LT-Kandidaten eine Diskussionsteilnahme gewährt wird. Abgelehnt. Hmmm. Will man hier Stimmung für oder gegen bestimmte Parteien machen? Auch hier habe ich noch einmal beim Veranstalter nachgefragt.
Sepp Steinberger: Die Aktiven Vohburger wollen keinesfalls für oder gegen eine Partei agieren. Wir hatten uns lediglich nach einem Gespräch in der Vorstandschaft für die Regelung entschieden, nur die Kandidaten einzuladen, deren Parteien aktuell im Landtag sitzen.
Um 10 Uhr begann die Debatte, Themen wie Hochwasser, Energiewende und Bildung standen bei den Zuhörern – die Veranstaltung im Sitzungssaal im Vohburger Rathaus war gut besucht – waren dabei bei den Besuchern hoch im Kurs. Bei der allg. Vorstellungsrunde gab jeder der Kandidaten seine Grundposition und Ausrichtung an (Anm. d. Red.: siehe ausführliche Interviews mit den 8 Kandidaten um den Sitz im Maximilianeum, auf die in diesem Artikel verlinkt wird). Grünen-Kandidatin Kerstin Schnapp verwies ihrerseits auch auf den anwesenden, zur Diskussion jedoch nicht zugelassenen Kandidat der Piratenpartei Stefan Gröller.
Zeitlich das Kernthema der Diskussion war die Bildungspolitik: Wie soll sich das Schulsystem verändern, wie kann man es Bundesländerweit angleichen und was passiert mit dem G8? Kerstin Schnapp aber auch Karl Straub erklärten beide, dass es sehr viel auch der Druck sei, den die Kinder auch aus dem Elternaus verspüren, der insbesondere die Nachhilfeindustrie fördere, die Kinder jedoch in ihrer freien Entfaltung einschränke. Die Grünenpolitikerin votierte daher für ein Schulsystem, welches es den Kindern ermögliche, wohnortnah und länger als die bisherigen 4 Grundschuljahre gemeinsam zu lernen. Die Abschlussabhängige Differenzierung würde letztlich dann zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Straub (CSU) und Rainer Daschner (FDP) stellten der Hauptschule kein so schlechtes Zeugnis aus, wie sie es vielfach erhalte. Und FW-Kandidatin Claudia Jung sprach sich für eine Optimierung des bestehenden Systems – allerdings im Rahmen des dreigliedrigen Schulsystems aus. Markus Käser votierte dagegen klar für eine Gemeinschaftsschule. Einig waren sich jedoch alle Kandidaten: der Druck für die Kinder muss raus. Insbesondere auch der Druck aus dem Elternhaus, damit die Kinder nicht im unmittelbaren Konkurrenzkampf zueinander stehen … teilweise schon im Kindesalter, erklärt Claudia Jung.
Das G8 bzw. G9 wurde nur kurz angesprochen: wie es hier weitergeht, wird die Zukunft zeigen. Wichtig ist hier jedoch allen Kandidaten, dass die Kinder in ihrer Entfaltung nicht zu kurz kommen.
Beim Thema Hochwasserschutz waren alle Kandidaten auch Zuhörer, ließen sich u.a. von Martin Schmidt (Bürgermeister von Vohburg) mit auf den Weg geben, dass im Vorfeld einer Hochwasserkatastrophe investierte Millionen deutlich besser (und billiger) seien, als erst lange nach einer Hochwasseraktion Bilanz zu ziehen. Schmidt hofft, möglichst viele Landkreiskandidaten in München wieder zu finden – egal welcher Partei. Die alle werde er aber auch an der Thematik und der Problemstellung – in Vohburg läuft letztlich alles Wasser aus dem Landkreis zusammen und muss verarbeitet werden – messen. Und diesem Thema wollen sich auch alle Kandidaten annehmen.
Klar ist: hätte man als Moderatoren selbst weniger Redezeit für sich selbst beansprucht, hätte man ein deutliches Mehr an Information für die Bürger erreichen können. Mit 5, 6, 7 oder 8 Kandidaten.
Zum Ende der Debatte – beim Thema soziale Gerechtigkeit – kam es dann doch noch kurz zu einem Wortgefecht zwischen Karl Straub und Stefan Gröller von den Piraten, der als Zuhörer zum Thema Mindestlohn an Karl Straub eine Frage richtete. Zwischen den beiden Parteien zeigte sich hier eine deutlich unterschiedliche Sicht der Dinge, sieht Straub nur in vereinzelten Fällen den tariflichen Mindestlohn nicht greifen, während Gröller hier deutliche Defizite ausmachte.
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