Karl Eder nach fast 47 Jahren in Vorruhestand: Dienst am Bürger wurde teilweise sehr wörtlich genommen

Aus Von Ramona Schittenhelm

Baar-Ebenhausen Am 1. August 1962 war sein erster Tag in der damaligen Gemeindeverwaltung Ebenhausen, am 28.02.2009 sein Letzter, ehe Karl Eder in den Vorruhestand wechselt. Im Laufe der fast 47 Jahre hat sich die Arbeit in der Gemeindeverwaltung deutlich verändert. „Wir waren für die Bürger weilweise so eine Art Privatsekretär“ erzählt Eder, dass seine Mitbürger mit ihren Briefen, Bestellungen und Rechnungen in die Kanzlei kamen, um ihre Antwortschreiben verfassen zu lassen. Eigentlich hatte man aber auch in den 60er Jahren bereits ganz andere Aufgaben, erzählt der Verwaltungsfachmann mit einem Schmunzeln. Die Gemeindeverwaltung war mit drei Angestellten sowie dem ehrenamtlichen Bürgermeister besetzt: standesamtliche Meldungen, der Unterhalt von Feldwegen, (Bau-)Planungen, gemeindlicher Haushalt, Sitzungs- und Protokollwesen. Und die Verwaltung der im Gemeindebesitz befindlichen Eber und Bullen. Diese wurden zur Besamung gehalten. „Die Tiere waren bei einem Bauern untergebracht, mussten durchgefüttert werden“, erzählt Eder. Die Bullen oder Eber dienten für die anderen Tiere am Ort als eine Art Samenspender. Die Gemeinde ließ sich diese Dienstleistungen durch die Landwirte bezahlen. Die Verwaltungsarbeit wurde in der Gemeindekanzlei durchgeführt, die sich schon damals im Untergeschoss des heutigen Rathauses befand.

Im Laufe seiner Tätigkeit kamen Aufgaben wie Straßenplanung und-bau, Kanal und andere Aufgaben hinzu. Die Ausarbeitung des gemeindlichen Haushaltes war immer anspruchsvoller und durch eine zunehmende Zahl an Gesetzen und Vorschriften eingegrenzt. Eingie Aufgaben waren zwar nach wie vor vorhanden, hätten sich jedoch durch den Computer – ohne den heute in der Verwaltung gar nichts mehr geht – verändert. Während man früher Bescheide mit der mechanischen Rechen- und Schreibmaschine bearbeitete, könnte man nunmehr bei Stromausfall zusperren. Sog. Abschriften – beispielsweise Geburtsurkunden – hätten ihren Namen wohl aus dieser Zeit: die Urkunden wurden tatsächlich wörtlich mit der Hand abgeschrieben. Heute legt man die Urkunde in den Kopierer und beurkundet die Richtigkeit durch das gemeindliche Siegel.

Geblieben sei in all den Jahren jedoch eines bei seiner Arbeit, so Eder, der Ende Februar von seinen Kollegen sowie dem Gemeinderat verabschiedet wurde: Der Kontakt zum Bürger. Einen Unterschied konnte er aber auch hier feststellen: die Bürger in den 60er und 70er Jahren seien auch noch ain einem Miteinander interessiert gewesen. Heutzutage stünde für viele nur noch ihr eigenes Interesse und ihr eigener Vorteil im Mittelpunkt.