Priester auf Umwegen: Ronald Liesaus wird am 29. Juni geweiht

Aus Von Ramona Schittenhelm

Baar-Ebenhausen Schwarzes Hemd, schwarze Hose, Collar: Kurzes, braunes Haar. Groß. Schlanke Erscheinung. Der 40 Jahre alte Ronald Liesaus steht am 29. Juni im Mittelpunkt des Geschehens. Nach seiner Priesterweihe tags zuvor im Regensburger Dom wird am Sonntag im Ort die Primiz geeiert. Sein Weg verlief keineswegs direkt hin zum Theologiestudium, erzählt der junge Mann. Lautes Glockengeläut an der Pfarrkirche. Das Gespräch geht weiter. Nur eine kurze Irritation wegen der Uhrzeit. Das Gespräch verläuft locker, keine Floskeln oder hochtheologischen Formulierungen. Beispiele sind aus dem Leben gegriffen.

Ausdruck finde dies z.B. auch in der Geradlinigkeit seiner liturgischen Gefäße und Gewänder. Sein Messgewand ließ Liesaus in Hohenwart fertigen, die Vorlage für Kelch und Gewänder wurde von Bruder Benedict Schmitz entworfen, der auch die neue Pfarrkirche St. Katharina in Langenbruck gestaltet hat. Sein Kelch ist zweigeteilt. So wie auch sein Leben eine neue Wendung gefunden habe, nachdem er – vor der Entscheidung Priester zu werden – erst einmal rund 20 Jahre in einem technisch orientierten Beruf tätig war, beschreibt er seine liturgische Erstausstattung. „Wer mich kennt, wird unter verschiedenen Kelchen meinen immer heraus kennen, da ich ein Fan von technischen klaren Formen bin“, beschreibt Liesaus,  der durch seine Tätigkeit als Systemtechniker die Problematiken des Berufsalltages kenn: Sorge um den Arbeitsplatz, Pendeln, Umzüge. Gerade das, so der 40 Jährige aus Baar-Ebenhausen, sei es aber wohl, was die Gläubigen an einem Seelsorgegespräch mit ihm schätzen würden. Und so sei es z.B. in Dingolfing, wo er während seiner Diakonszeit war, mehrmals vorgekommen, dass ihn die Bürger in der Fußgängerzone angesprochen hätten. Man sei ins Gespräch gekommen, hätte in zwangloser Atmosphäre ein Gespräch geführt.

Ihm selber dagegen habe die Mutter Gottes in schwierigen Entscheidungsmomenten sehr viel geholfen. Deshalb sei es ihm im Rahmen der Vorbereitungs- und Priminzgottesdienste ein Bedürfniss, Maria musikalisch zu danken. Die verschiedenen gesungenen Requein, Messen und Chorgesänge sollen einen kleinen Auszug aus der Kirchenmusik wiedergeben, die ihn fasziniere, beschreibt Ronald Liesaus.

Die Entscheidung, Priester zu werden, reifte. Zwar hätte er kein spezielles Erlebnis gehabt, dass ihm klar werden ließ, Priester zu werden. Allerdings hätte ihm in seinem bisherigen Leben etwas gefehlt. Daher sein Entschluss, auf dem sog. Dritten Bildungsweg das dreijährige Theologiestudium in der Diözese Trier zu absolvieren. Zugehörig ist Liesaus als Diakon, Kaplan und Priester dann der Diözese Regensburg (zwei Jahre Diakon, mit Stationen in Regensburg und Dingolfing), in der er auch geweiht wird.

„Gott hat sich schon was dabei gedacht, dass ich nach Regensburg sollte. Und ich muss sagen, ich fühle mich sehr wohl dort“, lässt der Diakon die bisherige Zeit in der Oberpfalz bzw. in Niederbayern Revue passieren. Gott lenke die menschlichen Entscheidungen und letztlich wende sich doch alles zum Guten und bekomme seinen Sinn.

Sein Studium hat er inzwischen abgeschlossen, praktische Erfahrungen bereits während der Diakonszeit gesammelt. Und auch für die Zukunft als Priester will Ronald Liesaus die Seelsorgearbeit in den Mittelpunkt stellen. Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen mit den Gläubigen gemeinsam feiern. Unterricht geben. Mittendrin sein, wenn sich etwas tut in der Pfarrei. Gerade dort kommt man mit den Menschen ins Gespräch.

Ehe er seine Pfarrstelle antritt, heißt es für ihn keineswegs sich auszuruhen: „Im August werde ich mit den Ministranten aus Dingolfing einen Ausflug unternehmen und die Urlaubsvertretung dort übernehmen. Dann der Umzug un das Einrichten der Wohnung“, geht der Primiziant davon aus, dass die Zeit zwischen Priesterweihe und Arbeitsantritt schnell vorbei sein wird.