Rückblick auf das Leben des scheidenden Papstes

Aus Von Ramona Schittenhelm

Rom 11. Februar 2013 kurz vor 12 Uhr. Die Meldung schlägt ein wie eine Bombe. Aber auch die Kardinäle, die an diesem Tag aufgrund einer Heiligsprechung in Rom waren, wurden von der Nachricht Papst Benedikts überrascht. Der aus Bayern stammende Papst erklärte an diesem Tag, am 28.02.2013 um 20 Uhr als Papst zurück zu treten. In der Neuzeit ist dies etwas einmaliges, schieden die Päpste zuletzt immer nur durch den eigenen Tod aus ihrem Amt.

Joseph Alois Ratzinger, wie Papst Benedikt mit bürgerlichem Namen heißt, hatte aber schon als Kardinal bzw. Erzbischof von München und Freising bzw. Chef der Glaubenskongregation klare Vorstellungen. Vorstellungen, die sich jedoch immer auf den Glauben an Jesus Christus begründen. Der erfahrene Theologe und Universitätsprofessor schaffte es in all den Jahren, schwierige theologische Texte und biblische Stellen so auszulegen und zu verdeutlichen, das der christliche Laie begreifen konnte, worum es geht. Sowohl in seinen zahlreichen Büchern als auch in seinen Ansprachen oder – früher als Kardinal – in diversen Gottesdiensten oder Gesprächen mit den Menschen konnte Ratzinger die Glaubensinhalte so erklären, wie es notwendig war.

Das Fundament seines Glaubens liegt in der eigenen Familie. Der inzwischen knapp 86 Jährige und sein drei Jahre älterer Bruder Georg studierten beide Theologie, wurden gemeinsam im Freisinger Dom zu Priestern geweiht. Während Georg Ratzinger den Weg in die Musik ging (Dom-Kapellmeister), war Joseph mehr der Theologe und Gelehrte, wurde später zum Erzbischof Münchens und dann zum Kardinal. Die Schwester der beiden Ratzingers Maria verstarb in den 90er Jahren, die Eltern waren einfache Leut‘ – er Gendarm, sie Köchin. Ein Großonkel der beiden – Georg Ratzinger (1844-1899) war Priester, Landtags- und Reichtagsabgeordneter sowie Schriftsteller.

Die Heimat Joseph Ratzingers ist Bayern – hier vor allem das Chiemgau und die Region um Regensburg sowie – bedingt durch die Kardinalszeit – der Vatikan. Und genau dort wird der scheidende Papst nach seiner Rückkehr leben, zurückgezogen in einer Einliegerwohnung eines vatikanischen Klosters, abgeschirmt von der Öffentlichkeit, um seinem Nachfolger den Druck nicht noch weiter zu verstärken.

Wäre Ratzinger 2005 nicht als Nachfolger von Johannes Paul II zum Papst gewählt worden, hätte man den Kardinal Joseph Ratzinger vielleicht in der Vergangenheit bzw. auch in Zukunft noch häufiger in Bayern gesehen … im Chiemgau, wo er zur Schule gegangen ist, in Pentling wo er mit seinem Bruder zusammen ein Haus hat, in München, wo er als Erzbischof wirkte. So aber ist davon auszugehen, dass man Papst Benedikt ab dem 28.02. wohl kaum mehr zu Gesicht bekommen wird, er im Gebet und in Gesprächen mit engen Vertrauten seinen Tag verbringen wird, noch einige Bücher sein Leben und Wirken betreffend schreiben wird. Mit einer Veröffentlichung zu Lebzeiten ist hier allerdings kaum zu rechnen.