Verlagslobby vs. Journalismus
Ist der klassische Print-Journalismus am Ende? Ist der Vollblut-Journalist nicht mehr gefragt? Was zählen journalistische Tugenden heute noch?
Unabhängiger Journalismus wichtiges Gut
Zuerst einmal ein klares „Pro“ dem Journalismus. Allerdings gibt es hier schon gehörige Einschnitte. Journalistische Tugenden sind durch die Crossmedialisierung deutlich verloren worden. Die „Eierlegende Wollmilchsau“, die von Verlangsseite her lange gewünscht war hat dazu geführt, dass eigenrecherchierte Inhalte ins Hintertreffen geraten. Die Abhängigkeit viele Journalisten von Verlagszwängen wird hier immer deutlicher.
Journalismus aus Leidenschaft noch möglich?
Der Journalist muss seinen Lebensunterhalt mit seiner Arbeit bestreiten. Allein deshalb ist es leider auch für freiberufliche Journalisten immer problematischer – eine gewisse Abhängigkeitshaltung ergibt sich in der Konsequenz. Dazu kommen nicht weniger häufig Auseinandersetzungen über Urheber-, Nutzungs- und Leistungsrechte und eine sich in der Vergangenheit immer stärker entwickelte Bürokratisierung bei der Ausübung der eigenen Tätigkeit.
Die Leistung des Journalisten selbst gerät immer häufiger ins Hintertreffen, Verlage setzten zu Lasten der Freien ihr Honorarbudget nach unten. Verlagsmonopole entstehen. Die journalistische Vielfalt stirbt und damit auch ein wenig der Anspruch auf wirklichen, echten, unverfälschten Journalismus. Ein wenig auch der Anspruch auf Unabhängigkeit, Qualität und klare Worte. Dieses Verhalten der letzten Jahre fliegt der Branche – versehen mit anderen kleinen ‚Problemen‘ – um die Ohren. Der Journalist ist dabei sehr häufig am unteren Ende der Wichtigkeitsleiter. Nur: ohne qualitativen und unverfälschten Journalismus lässt sich langfristig keine ehrliche Werbung verkaufen. Der Leser zweifelt an der Glaubwürdigkeit.
Journalismus – Entbürokratisierung für Berufsjournalisten
Verlage jammern häufig auf hohem Niveau, haben sie doch in der Konsequenz meist – Addition aus allen Publikationen – deutliche Gewinne. Neben der Finanz- und Versicherungsbranche sind sie es in der Regel, die eine gute Lobby haben und Sonder-Regelungen durchsetzen können. Problematisch ist dies jedoch dann, wenn dadurch „Groß“ eine noch bessere Ausgangsbasis erhält und „Klein“ (kleine Verlage, freiberufliche Journalisten) immer noch mehr Bürokratie aufgebürdet bekommen und dafür von Verlagsseite her immer noch mehr Einbußen hinnehmen müssen.
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