Trauergottesdienste müssen musikalisch nicht trist sein: Kirchenmusikerin Bettina Walter-Heinz versucht, Musik zu interpretieren statt nur die Noten zu spielen

Aus Von Ramona Schittenhelm
Kirchenmusik kann total vielfältig sein, weiß Bettina Walter-Heinz, selbst Kirchenmusikerin mit Leib und Seele. Foto: Schittenhelm

Kirchenmusik kann total vielfältig sein, weiß Bettina Walter-Heinz, selbst Kirchenmusikerin mit Leib und Seele. Foto: Schittenhelm

Baar-Ebenhausen Man hört nur, wenn die Instrumente oder ihr Gesang erklingen. Die Rede ist von den Kirchenmusikern, die man in den einzelnen Gemeinden während der Gottesdienste erlebt. Die 33 Jahre alte Bettina Walter-Heinz ist eine von ihnen. Und das schon seit ihrer Jugend. Anfänglich ein wenig ins kalte Wasser geworfen worden, da es darum ging, die Vakant gewordene Organistenstelle im Ort zu übernehmen, hat sich die junge Musikern inzwischen kontinuierlich weiter entwickelt. Musik gespielt und geliebt hat sie immer schon. Für sie gehört es aber auch dazu, hinter die Noten und Pausenzeichen zu blicken. Was genau will der Komponist und Texter mitteilen, wie interpretiert man die Musik richtig. Denn das ist es, was wirklich gute Kirchenmusik ausmache. Allerdings, so Bettina Walter-Heinz, sollte man als Musiker dabei durchaus im Hintergrund stehen und sich nicht nach vorne drängen. Auch wenn man eine große Verantwortung hat. Denn: Kirchenmusik ist ein Teil der Liturgie einer Messfeier und sollte sich dementsprechend auch einfügen ins Gesamtkonzept. Eine Abstimmung zwischen Priester und Organist ist daher wichtig. Aber auch die Kirchenbesucher müssen eingebunden werden. Auch wenn der Organist musikalisch das Heft in der Hand halten sollte.

Kirchenmusiker haben eine liturgische Verantwortung

Sprachs und musste dabei auch ein wenig lachen. Von oben herab und aufgesetzt sollte die Kirchenmusik nämlich nicht sein. Sie müsse zur Bevölkerung, zum Gottesdienst und auch zur Kirche passen, beschreibt die junge Musikerin, die aber gleich ergänzt. Es passe allerdings nicht zu jedem Organisten jede Art von Musik, auch wenn  man diese beispielsweise selbst auch hören würde. Aber nicht jeder sei vom Typ her geeignet, alles zu singen oder zu interpretieren. Ihre eigenen Grenzen kennt Bettina Walter-Heinz dabei ganz genau: Soul oder Gospel beispielsweise ist etwas, das nicht ihrem Naturell entspreche. Das könnten andere besser. Auch sei es nicht ihre Art, Musik als Show darzubieten. Ihr Anliegen sei es vielmehr eher, Musik zu interpretieren. Sie müsse von einem Lied und ihrem Inhalt überzeugt sein. Gerade im Hinblick mit Trauermessen sei dies durchaus ein wichtiger Aspekt. Bei der Auswahl der entsprechenden Lieder sei es ihr daher immer auch wichtig, die Angehörigen mit ins Boot zu holen. Denn sie sollen hier ja auch sich selbst wieder finden und durch die würdige (musikalische) Gestaltung des Gottesdienstes ein wenig Trost finden.

Die 33-Jährige hat kirchenmusikalisch schon einiges ausprobiert: klassische Lieder, Modernes, Lieder aus dem Segment des Neuen Geistlichen Liedes (NGL) und ‚Alltagsgesang‘. Die Lieder aus dem Gotteslob zu pflegen sei nach Auffassung von Bettina Walter-Heinz auch entsprechend wichtig. Die Leute wollen auch mitsingen und mitmachen. Gleichzeitig sollte durchaus immer einmal wieder auch etwas andere Musik dargebracht werden. Daher versuche sie in den Pfarreien, in denen sie aktiv ist (Langenbruck Baar-Ebenhausen, Tegenbach) hier immer auch neue und andere Akzente zu setzen. Für sich selbst auch immer wieder einmal etwas Neues auszuprobieren.

Sie selbst hätte in den vergangenen Jahren immer wieder eigene Entwicklungssprünge und Veränderungen durchlebt. Hätte sie früher einfach nur die Noten gespielt, die auf dem Papier stehen, würde sie inzwischen versuchen, diese auch zu interpretieren. Bei den ersten Malen sicherlich kein leichtes Unterfangen, da man gar nicht unbedingt wisse, wo man hier am Besten ansetzen sollte. „Ich finde aber, dass es sich gelohnt hat, zu lernen, wie man am Besten hinter das eigentliche Lied schaut. Denn das merkt man im Spielen, egal, ob nun mit Flöte, Gitarre, Orgel.“

Neue Impulse durch projektorientierte Kooperationen

Die musikalische Vielfalt, die sich allein im Bereich Kirchenmusik biete, sei ihr Interesse. Allerdings, so beschreibt Bettina Walter-Heinz, würde sie durchaus auch mal ‚Nein‘ sagen können, wenn Lieder an sie herangetragen würden, die nicht ihrem gesanglichen Naturell entsprechen: „Denn: als Kirchenmusiker muss ich hinter den jeweiligen Liedern, die ich singe oder spiele auch stehen.“ Der Kirchenbesucher merkt ziemlich genau, ob der Musiker dies tut oder eben nicht.  Da sie aber vom Grundsatz her experimentierfreudig ist, was die Musik betrifft, die sie merklich lebt, schaut sie sich die Dinge zumindest einmal an: „Wenn es so rein gar nicht zu mir passt, weiß ich in der Regel aber meist Kollegen, die in den jeweiligen Bereichen wirklich spitze sind. Für mich gibt es in der Kirchenmusik nämlich kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander. Projektorientiertes Arbeiten – auch Pfarreiübergreifend – ist für mich immer eine Herausforderung die allen Beteiligten in der Regel einen neuen Impuls und Vorteil verschafft.“

Egal welche Musik letztlich gesungen oder gespielt wird während eines Gottesdienstes, der Kirchenmusiker hat eine Verantwortung. „Letztlich geht es auch darum, die Botschaft Jesu zu repräsentieren und voll dahinter zu stehen“, erklärt die junge Mutter die mit Herzblut und Engagement hinter ihrer Musik steht, ohne sich selbst dabei in Zentrum zu setzen.

Gestaltet hat die 33-Jährige bereits Hochämter, Taufen und Beerdigungen. Bei Hochzeitsfeierlichkeiten ist sie ein wenig zurückhaltender- aber keineswegs abgeneigt davon, auch diese musikalisch zu gestalten. Allerdings müsse halt auch hier alles passen. Sie sei nicht der Showmensch, das könnten andere deutlich besser. Aber: wenn es jemandem wirklich darauf ankommt, mit passenden und stimmigen Liedern die kirchliche Trauungsfeier zu umrahmen, sei sie durchaus nicht abgeneigt. „Es ist wohl eben der Grund, dass ich mit den Liedern Gottes Botschaft transportiere und keine Show machen möchte. Und manche Lieder, die man sich bei einer Hochzeit vorstellt sind halt eben eher im beschwingten Stil – und da gibt es viele, die das leidenschaftlich und stimmlich zu 200 Prozent darbieten können.“, auch wenn hier bereits Anfragen vorlagen. Denn da muss alles passen – die Interessen der Brautleute müssen mit Ihren zusammenpassen.