Schweden vs. DFB – vorgezogenes Endspiel der Europameisterschaft

Aus Von Ramona Schittenhelm

Göteborg Deutschland ohne die verletzte Celia Okoyino da Mbabi – Silvia Neid versucht ihr Team von Beginn an die Schweden in Griff zu bekommen. In der Vergangenheit konnten die Deutschen die Schweden meist in wichtigen Spielen besiegen – die Statistik spricht für das DFB-Team.
Die Schweden stehen hinter ihrer Mannschaft – die Fans fiebern dem Halbfinale (eig. ein vorgezogenes Endspiel) der Heimmannschaft gegen den Rekord-Europameister Deutschland entgegen. Beide Teams möchten das Finale erreichen. Beide Mannschaften waren bislang Zuschauergarant – sowohl live als auch im Fernsehen.

Die Fans erlebten von Beginn an Offensiv-Fußball. Chancen gibt es auf beiden Seiten. Lotta Schelin auf Seiten der Schweden sowie Jenniver Marozan und Leonie Maier auf Deutscher Seite sorgten für Wirbel auf dem Spielfeld.

In der 33. Minute – in einer neuerlichen Sturmphase der Deutschen – war es Marozan, die einen Konter erfolgreich zum Abschluss brachte. Die Deutsche erwischte den Ball nicht 100 %-ig, der Ball trudelte langsam über die Torlinie. Für Marozan war es im 23. Länderspiel bereits ihr 7. Treffer – ein wichtiges Tor für die Deutschen bei der Europameisterschaft in Schweden. Der Wille der deutschen Spielerinnen ist klar erkennbar – man will das Spiel gewinnen und unbedingt das EM-Endspiel erreichen.

In den ersten 50. Minuten hatte die Deutsche Abwehr um Saskia Bartusiak die Schwedische Top-Stürmerin Lotta Schelin gut im Griff. In der zweiten Halbzeit begann Deutschland stark – in einer Sturmphase der Deutschen in der 62. Minute ein Schuss von Lotta Schelin ins Tor von Nadine Angerer. Das Schiedrichter-Trio entschied korrekterweise auf Abseits. Der Treffer der Top-Torjägerin wurde nicht gewertet – Deutschland sollte diese Chance als Warnschuss sehen. In der 69. Minute war es knapp für Deutschland: der Ball trudelte langsam an den Außenpfosten – Glück für Nadine Angerer und das DFB-Team.

Lena Lotzen vom FC Bayern weicht der Freiburgerin Melanie Leupolz, nachdem die junge Münchnerin durch ihr aktives aggressives Spiel die Schwedinnen gut beschäftigt hatte. Schweden ist klar merklich in den letzten 20 Minuten auf den Ausgleichstreffer aus, erhöht kontinuierlich sein Pressing in der deutschen Hälfte.

In den letzten zehn Minuten erhöhten die Schwedinnen noch einmal das Tempo auf das deutsche Tor – Bartusiak rettet zwischendurch für die geschlagene Torfrau Nadine Angerer. Vier Minuten Aufschlag aufgrund einiger kurzer Spielunterbrechungen. Trotz aktivem Spiels gelang es den Schwedinnen jedoch nicht, die Deutsche Führung zu eleminieren. Kampf und Leidenschaft auf beiden Seiten über insgesamt 94. Minuten. Das Deutsche Team überzeugte dabei mit seiner besten Turnierleistung – kann im Finale den 8. EM-Titel erringen. Der Erfolg im Halbfinale für Deutschland ist dabei klar auf den Teamgeist und die Leidenschaft im Spiel zurück zu führen. Nach dem Schlusspfiff kannte der Jubel des jungen deutschen Teams keine Grenzen.

Nadine Angerer nach dem Triumph: „Das Spiel war superspannend und nervenaufreibend. Wir waren kämpferisch. Man hat gemerkt, das wir den Sieg richtig wollten. Es gab viele Einzelgespräche. Das hat Früchte getragen.“ Auch Torschützin Jenniver Marozan war begeistert: „Glücklicherweise habe ich beim Tor im richtigen Moment nach dem Ball zu grätschen. Besonders in der ersten Halbzeit haben wir uns Torchancen erarbeitet. Unser Stil ist es, Chancen zu erspielen, aktiv mitzugehen. Auch wenn die Fans gegen uns waren. Das motiviert noch mehr.“ Am Ende war es glücklich aber mit viel Leidenschaft gespielt! Norwegen ist sehr robust und zweikampfstark, Dänemark dagegen kompakt und mit Kurzpasspiel. Beide Mannschaften werden und in jedem Fall stark fordern.

Auch Simone Laudehr, die neben Angerer zu den besten im Team gehörte: „Die letzte halbe Stunde hatten wir ein rießiges Tempo. Jetzt haben wir drei Tage Regeneration. Wir sind stolz auf den Finaleinzug – das muss man erst einmal schaffen sich aus einem Tief raus zu spielen. Schweden hatte mit uns heute einen Gegner, der offensiv gekämpft hat.“

Der Sieg der Deutschen gegen die Schwedinnen zeigte einen klaren Aufwärtstrend der jungen Mannschaft beim EM-Turnier. Sollte nun Norwegen im zweiten Halbfinale die Däninen besiegen, hätte das DFB-Team im laufenden Turnier die Möglichkeit, sich gegen die Norwegerinnen für die Vorrunden-Niederlage zu revanchieren. Die junge Mannschaft hat viel Potential auch für die WM 2015 in Kanada. Silvia Neid: „Die zweite Halbzeit war anstrengend. Wir hatten manchmal auch Glück. Beim Tor war der unbedingte Wille bei Jenny zu spüren. Auch die Vorbereitung von Anja Mittag und Nadine Keßler. Die Spielerinnen wissen, das sie Fußball spielen können. Und heute war klar, man muss robust in die Zweikämpfe zu gehen und das eigene Spiel aufzuziehen. Die Anspannung im Team war den ganzen Tag über positiv im Team. Die Spielerinnen waren sehr konzentriert und fokusiert auf das Spiel heute. Das Spiel war ausgeglichen – die Schwedische Mannschaft wird sicherlich 2015 in Kanada eine wichtige Rolle spielen.“

DFB-Auswahl:

Nadine Angerer – Leonie Maier, Annike Krahn, Saskia Bartusiak, Jennifer Cramer – Lena Goeßling, Nadine Kessler, Lena Lotzen (77. Melanie Leupolz), Simone Laudehr, Jenniver Marozsan (89. Bianca Schmidt) – Anja Mittag

Tore:

1:0 Marozan (33. Minute)

Zuschauer

17.000 im Stadion von Göteborg